Serie "Pennyworth":Superbutler

Lesezeit: 2 min

Alfred Pennyworth kennt man eigentlich höchstens als den Bediensteten von "Batman". Nun hat er eine eigene Streamingserie, in der er noch einmal jung sein darf. Und in wilde Geheimagenten-Geschichten verwickelt ist.

Von Patrick Heidmann

Comic-Verfilmungen so weit das Auge reicht. So omnipräsent sind Geschichten aus der Welt der Superhelden mittlerweile, dass längst schon Figuren als Protagonisten herhalten müssen, die in den Vorlagen bestenfalls eine Nebenrolle spielten. Der Kinohit Joker ist dafür aktuell das beste Beispiel. Und auch die neue Serie Pennyworth fällt in diese Kategorie.

Der Titelheld heißt mit Vornamen Alfred und dürfte Fans als Butler von Bruce Wayne alias Batman bekannt sein, doch davon ist er in Pennyworth noch weit entfernt: Die zehn Folgen zeigen ihn als jungen Mann (leidlich charismatisch: Jack Bannon): ein ehemaliger Soldat, der sich im London der frühen Sechzigerjahre als Rausschmeißer eines Nachtclubs verdingt, noch bei den konservativen Eltern wohnt und mit zwei Kameraden eine eigene Sicherheitsfirma aufziehen möchte.

Später wird er der Butler von Batman werden, die Serie zeigt ihn als jungen Mann im London der Sechzigerjahre: Jack Bannon als Alfred Pennyworth - mit Paloma Faith als Bet Sykes. (Foto: Frank Ockenfels 3/Epix)

Co-Showrunner Danny Cannon hatte zuvor mit Bruno Heller schon fünf Staffeln Gotham verantwortet - nun wollten sie in unbekanntere Gebiete vorstoßen, sagt er der SZ: "Mit einer neuen Location, einem anderen Jahrzehnt und einem Protagonisten, über den eigentlich nichts bekannt ist, taten sich ungeahnte Möglichkeiten auf." Eine direkte Comic-Vorlage gab es nicht. "Man weiß über Alfred nur, dass er den jungen Bruce Wayne großgezogen hat. Deswegen hatten wir freie Hand."

Die Handlung spielt in einem fiktiven London, das Deutsche Reich ist nicht untergegangen

Als Inspiration, so Cannon, diente ihnen Michael Caine, der die Figur in den Dark Knight-Filmen von Christopher Nolan spielte. Die Serie Pennyworth erinnert nun allerdings weniger an die distinguierte Altherren-Aufrichtigkeit des Batman-Butlers als den stürmisch-jungen Caine aus Swinging-Sixties-Filmen. Der Protagonist wird schnell in eine Geheimagentengeschichte verwickelt. Er findet sich in den Betten hübscher Frauen ebenso wieder wie zwischen den Fronten zweier rivalisierender Untergrund-Organisationen, deren umstürzlerische Pläne den Premierminister, die Queen und die CIA involvieren.

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Auf reizvoll-kurzweilige Weise setzt sich Pennyworth zwischen alle Stühle: Humor und überzeichnete Gewaltexzesse haben etwas Comichaftes, die Dialoge sind ausgefeilt stilisiert und von Kraftausdrücken durchzogen. Und bei aller historischen Bodenhaftung, die in der Originalfassung noch durch authentische Cockney-Akzente gefestigt wird, besteht nie ein Zweifel daran, dass dieses London Teil einer fiktiven Welt ist, in der Hinrichtungen live im Fernsehen übertragen werden und das Deutsche Reich nicht untergegangen ist.

Ein bisschen mehr Fokussierung hätte hinsichtlich der ausufernden Nebenfiguren nicht geschadet, Spaß macht die Serie trotzdem. Nur als Batman-Prequel funktioniert sie nicht wirklich. Wer auf Referenzen hofft, wird jedenfalls enttäuscht: mehr als das Kennenlernen der Eltern des späteren Superhelden gibt es kaum zu entdecken. Aber das könnte sich natürlich ändern, sollte eine zweite Staffel bestellt werden.

Pennyworth , Amazon-Channel Starzplay.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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