Es ist natürlich eine sehr vernünftige und nachvollziehbare Entscheidung von Christoph Deumling, künftig samstags lieber mal zu Hause bei der Familie zu sitzen anstatt in einem Studio des Bayerischen Rundfunks, wie er das an den allermeisten Samstagen der letzten 20 Jahre gemacht hat. Vielleicht wird er ja, auf der Sonnenliege chillend, Radio hören, Fußball natürlich, die Live-Sendung Heute im Stadion auf Bayern 1. Die moderiert er selbst seit zwei Jahrzehnten - oder 13 Meisterschaften des FC Bayern, vier Abstiegen des 1. FC Nürnberg und unmessbarem Leid der Löwen. Die Derbys in Franken, das Kommen und Gehen von Unterhaching, Ingolstadts Aufstieg und Augsburger Klassenerhalte - alles mit Christoph Deumling.
Fußball im Radio, das ist dieses offenkundig unsterbliche Vergnügen aller Bezahlfernsehen-Verweigerer, Baggersee-Kofferradio-Mitnehmer und Live-Ticker-Verabscheuer. Fußball im Radio ist Romantik pur, und so gesehen ist Deumling einer der großen Romantiker der Jahrtausendwende. Seine Stimme dirigierte den Hörer schon damals vom Olympia- ins Frankenstadion, und sie führt ihn heute von der Allianz-Arena ins Grundig-Stadion. Für Radio-Kicker ist einer wie Deumling so wichtig wie der eigene Teddybär. Man mag einfach kein anderes Brummen mehr hören.
Aber jetzt ist es ihm genug. Deumling gibt mit 59 Jahren die Moderation ab, das Auto muss bald zu einer anderen Stimme gewaschen werden. Mit der 511. Sendung am Samstag ist er zum letzten Mal Heute im Stadion. Dann sitzt dort Philipp Eger, 38, ein BR-Gewächs. Man sollte ihm eine Chance geben.