Remakes:Alte Bekannte

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Kann der Kult-Held MacGyver im Zeitalter der Cyberkriminalität bestehen? An Erfindungsreichtum mangelt es der Figur (gespielt von Lucas Till) nicht. (Foto: SAT.1/obs)

Gutes von gestern: Sat1 zeigt nun auch die Neuauflage von "MacGyver". Die 80er-Kultserie zu recyceln, ist nur konsequent, gehört ein Herz für Umnutzung und Wiederverwertung doch zum Wesenskern der Figur. Und zu Sat1 passt es obendrein.

Von David Denk

Bei der Begeisterung über all die tollen neuen Serien von HBO, Netflix, BBC und anderen gerät leicht in Vergessenheit, dass sie ein Minderheitenprogramm sind. Nicht nur im viel gescholtenen deutschen Fernsehen, auch international sind Plastik-Produktionen in der Überzahl. Bei Sat 1 etwa ist man stolz darauf, mit Navy CIS und Criminal Minds "die langlebigsten und erfolgreichsten Crime-Serien der Welt" zu zeigen, wie eine Sendersprecherin sagt. Andere Superlative drängen sich nicht auf.

Verantwortlich für steten Nachschub sind "Deals mit fünf der sechs großen Studios" (Disney, Warner, Fox, CBS und Paramount). Mit "Kleiner Gegenstand - große Wirkung" wirbt der Sender für "Das neue Serien-Highlight" aus dem Hause CBS, das diesen Montag startet - und meint damit einen alten Bekannten: MacGyver. Dass der 80er-Jahre-Serienheld nun mit dem Mittzwanziger Lucas Till in der Titelrolle reaktiviert wurde, ist nur konsequent, gehört doch ein Herz für Umnutzung und Wiederverwertung zum Wesenskern der Figur, die bei vielen Zuschauern, die MacGyver noch von früher kennen, nostalgische Gefühle wecken dürfte.

Damit passt MacGyver bestens zu Sat 1, einem Sender mit besonderem Faible für aufgewärmtes Fernsehen von gestern, sogenannte Reboots. Im Anschluss an MacGyver läuft die Rush Hour-Serie. Außerdem bis vorige Woche im Programm: die erste Staffel von Lethal Weapon. Das Kalkül: Wer die Vorlage aus dem Sat 1-Programm kennt und mag, wird wohl auch mal ins Remake reinschauen - Nummer-sicher-Fernsehen. Den Eindruck einer zunehmenden Kontur- und Orientierungslosigkeit zerstreut Sat 1 so nicht. Vielmehr wirkt es, als suche der Sender sein Heil in einer Vergangenheit, die für ihn eine schönere, erfolgreichere war.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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