"Ich habe mich drauf eingelassen, hier zu sein", heißt es in einem der "Soundpoems". Also: selbst Schuld, nicht jammern und mittenrein ins überdrehte New York. John Giorno ist Ende der Fünfziger im Umfeld von Andy Warhol großgeworden als technikaffiner Underground-Poet, der etwa Gedichte auf Anrufbeantworter sprechen ließ. Gaby Hartl und der Musiker Zeitblom haben daraus ein Hörstück komponiert. Originalaufnahmen sind zu hören, dazu neu produzierte Übersetzungen, abgemischt mit einer aufgekratzten, zugleich lässig-eleganten Komposition. Protagonist ist New York selbst, die Stadt lockt mit vielen, auch dubiosen Verheißungen. Giorno hat gerne die abgründigen Ecken aufgesucht, wo Drogen, Sex und Pornografie zu finden waren. "1970 konnte ich es nicht fassen, dass ich die Sechziger überlebt habe", feixt er. "Weil ich noch genau weiß, wie ich vom Empire State Building gesprungen bin. Mit Lucy in your Eyes like Diamonds, forever ..."
John Giorno - Soundpoems, DLF, Samstag, 20.05 Uhr.