Reichlich verspätet findet dieser Nachruf ins Radio: 1968 hatte die in Beirut geborene, kosmopolitische Schriftstellerin Etel Adnan nach dem tödlichen Absturz von Jurij Gagarin das Poem A Funeral March for the First Cosmonaut geschrieben. Gagarin war 1961 als erster Mensch ins All geflogen und hatte in der Raumfähre Wostok 1 die Erde umkreist.
Die Komponistin und Hörspielautorin Ulrike Haage hat den Text nun gemeinsam mit der inzwischen 94-jährigen Adnan für das Radio bearbeitet. Er erweist sich als erstaunlich zeitlos; die auch auf der Sprachebene sehr musikalische Inszenierung setzt einen berührenden sinnlichen Kontrapunkt zu den vielen wissenschaftlichen Betrachtungen des Universums.
Etel Adnan ist selbst zu hören mit einer Stimme, die aus einer tiefen Vergangenheit zu kommen scheint und in gebrochenem Englisch der eigenen eleganten Sprache eine erfrischend kantige Melodie einschreibt. Die Autorin hat grundsätzlich ein Faible für Schattenseiten und das schwer Ergründliche - vor zwei Jahren wurde die Adaption ihres lichtscheuen Textes Nacht zum Hörspiel des Monats gekürt. Auch das All ist für sie weitaus mehr ein Ort der Fantasie als einer klar fassbaren Realität. A Funeral March for the First Cosmonaut ist eine Metapher auf Höhenflüge und Abstürze. Etel Adnan weigert sich jedoch, in der Abfolge eine Zwangsläufigkeit zu sehen, sie beklagt die Macht der Schwerkraft.
A Funeral March For the First Cosmonaut , DLF Kultur, Sonntag, 18.30 Uhr.