Glück? Kennen sie nur vom Hörensagen. Gehört zu den Dingen, die es früher einmal gegeben haben soll, die inzwischen aber definitiv verschwunden sind. Heute kann man nicht einmal mehr als Zahnarzt sein Glück machen. Die Kosten für die Praxis und die Frauen lassen sich längst nicht mehr erwirtschaften. In dem Hörspiel Der Zahnarzt und der Fußballspieler von Karl-Heinz Bölling geht es für den Mediziner gar nicht darum, es doch noch zu etwas zu bringen, indem er durch die Entführung eines Profisportlers Millionen erpressen will. Sondern um die blanke Existenz.
Das ist natürlich hübsch überzogen von Bölling, der seine Figuren immer in ihrer eigenen Wahrheit leben und anschließend die Situationen, in die er sie manövriert, ins Absurde ausufern lässt. Ganz anders in Tonfall und Milieu ist Thomas Köcks Hörspiel-Dreiteiler Jenseits von Fukuyama. Die Ängste und die Handlungsmuster der Figuren sind jedoch dieselben. Bei Köck wird das Lebensglück sogar wissenschaftlich erforscht. In einem Institut, das alle Glücksversprechen an seine Mitarbeiter längst gebrochen hat. Forschungsgegenstand ist der Durchschnittsmensch - für die Wissenschaftler ein Fremdkörper.
Behaupten sie jedenfalls. Das ist ihre Lebenslüge. Auch Böllings Zahnarzt und sogar der Fußballprofi sind durchschnittliche Existenzen. Jedenfalls fühlen sie sich so. Weil ihre Ansprüche maßlos sind - an sich, vor allem aber an ihre Mitmenschen. Wie der Arzt mit seiner Lebensgefährtin und die Institutsleiterin mit ihren Untergebenen umspringen, ist jeweils von einer bizarren Bösartigkeit.
Schön an beiden Produktionen ist, dass sie nicht dröge einer sozialen Realität verhaftet bleiben, sondern sich zu Grotesken aufschwingen. Und so eine überwiegend satte Gesellschaft in ihrer merkwürdigen Befindlichkeit des Zu-kurz-gekommen-Seins bespiegeln.
Jenseits von Fukuyama , WDR 3, Montag bis Mittwoch, jeweils 19.04 Uhr.
Der Zahnarzt und der Fußballspieler , MDR Kultur, Montag, 22 Uhr.