Radio:Hoher Blödsinn

Zwei Hörspiele - eines davon eine Hommage an den verstorbenen Musiker und Sounddesigner Gerd Bessler - feiern ein Radio, in dem nicht immer das Wort dominiert, sondern manchmal auch alles im Klang und in der Musik liegt.

Von Stefan Fischer

Mit wehenden Tonbändern, erinnert sich der inzwischen verstorbene Musiker und Sounddesigner Gerd Bessler, seien er und Tom Waits jeweils morgens übernächtigt ins Hamburger Thalia Theater gehetzt, wo Robert Wilson für seinen legendär gewordenen Black Rider geprobt hatte, um neue Musik zu liefern und sie auszuprobieren. Ein musikalischer Tüftler war Bessler, nicht nur für das Theater, sondern vor allem auch fürs Radio. Christine Nagel macht sich das für Hommage 400% Bessler zunutze, indem sie weniger über ihn spricht als vielmehr eine spielerische Werkschau abliefert. "Höherer Blödsinn", darum sei es oft gegangen, so Bessler, von dem es auch erhaltene Gespräche gibt: "immer todernst und dann wahnwitzig komisch." Man muss Bessler und seine Hörspiele gar nicht kennen, um seinen Spaß zu haben an diesem Verständnis von Radio, in dem nicht immer das Wort dominiert, sondern manchmal auch alles im Klang und in der Musik liegt.

Von der Musik her konzipiert auch der Klangkünstler Stefano Giannotti seine Hörstücke: Hin und zurück klassifiziert er selbst als ein Western-Hörspiel-Musical. Giannotti belegt, dass Saloonschlägereien rein akustisch funktionieren können, und der Showdown ist so pompös, dass er zur Groteske wird. Höherer Blödsinn auch das, aus einer imaginären Geisterstadt, durch die auch italienische Barockmusik weht. Zuletzt wiehern nur noch die Pferde, die Reiter sind längst alle aus ihren Satteln geschossen.

Hin und zurück , SWR 2, Dienstag, 23.03 Uhr. 400% Bessler , HR 2, Mittwoch, 21 Uhr.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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