Radio:Freiheit und Bewegung

Aus 33 Stunden Musik und Klängen auf 100 Tonbändern ist ein Hörspiel entstanden, das sich direkt in die Eingeweide wühlt.

Von Stefan Fischer

Film ist Montage. Und damit Rhythmus. Nur das Kino und die Musik lassen sich auf diesen Kern reduzieren. Nicolas Humbert und Werner Penzel haben das großartig verstanden in ihrem legendären Dokumentarfilm Step Across the Border von 1990, ausgezeichnet mit dem Europäischen Filmpreis. Eine cineastische Improvisation über die musikalische Improvisation des britischen Gitarristen Fred Frith und seiner Wegbegleiter.

Jahrzehnte später haben sich Humbert und Marc Parisotto das seinerzeit aufgenommene Tonmaterial nochmals vorgenommen: 33 Stunden Musik und Klänge auf 100 Tonbändern. Sie haben es montiert zu dem Klangkunstwerk Cut Up the Border - auch im Hörspiel ist der Rhythmus der Schnitte und Anschlüsse essenziell, kann auf eine Narration im engeren Sinn verzichtet werden.

Humbert und Parisotto setzen die Stereophonie kreativ ein, schaffen einen beeindruckenden Raumklang. Sie verweben natürliche und technische Alltagsgeräusche mit Friths Musik, die artifiziell ist und doch geerdet - avancierte Popmusik ist nie weit entfernt. Mitunter webt der Sound feine akustische Gespinste, dann wieder wühlt er sich in die Eingeweide. Um was es geht? Um Bewegung. Um Freiheit. Um Schwerelosigkeit.

Cut Up the Border , DLF Kultur, Nacht zu Freitag, 0.05 Uhr und Bayern 2, 22.2., 21.05 Uhr.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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