Radio-Drama:Ein Helfer aus der Ära Kohl

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Im Streit um die UKW-Kosten soll jetzt ein Ex-Minister vermitteln. Die neuen Besitzer der Antennen und Sendenetzbetreiber stehen unter Druck, sich zu einigen.

Von Stefan Fischer

Der Streit um die künftigen Kosten für die Radio-Übertragung mittels UKW ist lange sehr laut geführt worden. Beteiligte und Betroffene haben sich gegenseitig erbitterte Vorwürfe gemacht. Von undurchsichtigen Verfahren war die Rede, von überzogenen Preisforderungen, und es hat Drohungen und Ultimaten von dem einen und anderen gegeben, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Dann hätte der Sendeausfall für größere Gebiete in Deutschland gedroht - betroffen wären vor allem Privatsender, aber auch die öffentlich-rechtlichen MDR, NDR und Deutschlandradio. Zuletzt ist es in der Sache aber ruhiger geworden, in den vergangenen Tagen sogar still - nach außen. Der Konflikt hat sich ultimativ zugespitzt, das hat bei den Beteiligten auf Druck von Bundesnetzagentur und Bundeswirtschaftsministerium zur Einsicht geführt, miteinander zu verhandeln statt übereinander zu schimpfen, um die Preise nicht von der Bundesnetzagentur diktiert zu bekommen. Seit voriger Woche ist Friedrich Bohl als Vermittler eingeschaltet in die Verhandlungen zwischen den neuen Antennenbesitzern und Sendenetzbetreibern sowie Radiosendern. Bohl war unter Helmut Kohl von 1981 bis 1989 Kanzleramtsminister. Er hat verfügt, dass alle Kommunikation über ihn läuft. Da die Parteien nach wie vor in den Räumen der Bundesnetzagentur tagen, dringt bislang wenig nach außen.

Bleibt eine rasche Einigung aus, wird die Bundesnetzagentur die UKW-Übertragung regulieren

Nur so viel: Ein Kompromiss scheint in Sicht. Die Zeit drängt. Bleibt eine rasche Einigung aus, wird die Bundesnetzagentur das Geschäft mit der UKW-Übertragung regulieren. Hintergrund ist, dass der Dienstleister Media Broadcast, dem 1000 UKW-Antennen gehört haben und der zugleich die Sendenetze betrieb, sich aus diesem Geschäft zurückzieht und den Betrieb nur noch übergangsweise bis Ende Juni aufrechterhält. Als Übertragungsdienstleister agieren nun die Firmen Uplink und Divicon. Die an den Sendemasten montierten Antennen wurden von Media Broadcast an andere Investoren verkauft, die zum Teil deutlich mehr Geld für die Nutzung der Antennen verlangen. Uplink und Divicon halten diese Forderungen für überzogen.

Der angestrebte Kompromiss bezieht alle ein; die Sender würden demnach künftig mehr bezahlen für die Übertragung der Programme, die neuen Antennenbesitzer und Sendenetzbetreiber Abstriche bei ihren Renditen machen und Media Broadcast den Käufern ihrer Antennen entgegenkommen. Noch wird über Vertragsdetails verhandelt, bis Redaktionsschluss stand eine finale Einigung aus.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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