Radio:Die Brüder Grimm als Hobbydetektive

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In der Krimireihe "Märchen und Verbrechen" geht der HR dem wahren Kern von Märchen wie "Rapunzel" nach.

Von Stefan Fischer

Märchen haben einen wahren Kern, stets liegt ihnen eine reale Begebenheit zugrunde. Aus der wurde dann eine allgemeingültige Moral abgeleitet, tradiert eben in Märchenform. An den Ursprung dieser Geschichten gelangt man allerdings nicht mehr zurück, mehr als Vermutungen und Indizien gibt es nicht.

Das lässt natürlich Spekulationen aufkommen. Besonders lustvoll erfinden Viviane und Leonhard Koppelmann vermeintliche Tatsachen in ihrer Krimireihe Märchen & Verbrechen, von der nun die zweite Staffel mit fünf neuen Fällen startet. Die beiden Hörspielmacher verwandeln Jacob und Wilhelm Grimm in Hobbydetektive sowie in Vertraute des Polizeichefs Eugène François Vidocq. Kassel, wo die Brüder leben, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts französisch besetzt - in Paris nimmt zu jener Zeit die moderne Kriminalistik Formen an.

Drei Männer mit scharfem Verstand, die bei ihren Ermittlungen ohne die Hilfe der aufgeweckten Jenny von Droste zu Hülshoff, älteste Schwester der Dichterin Annette, jedoch meistens nicht weit kämen. Es geht mal um eine Verschwörung, mal um einen Drogenring, um eine gefangen gehaltene Frau, eine Räuberbande und ein Familiendrama.

Wie die Musketiere kämpfen die vier Aufrechten für die gute Sache - wobei an Vidocqs Tadellosigkeit Zweifel angebracht sind. Die Kriminalakten genannten Fälle sind einfach gestrickt, wichtiger ist den Autoren das komödiantische Potenzial und das Spiel mit dem Zeitkolorit. Und von jedem dieser Verbrechen werden zwei Versionen erzählt: die als Tatsache verkaufte kriminalistische Ermittlung und - als Rahmenhandlung, gelesen von Mechthild Großmann - das Märchen, zu dem die Brüder Grimm vermeintlich inspiriert worden sind. Darunter diesmal Die Bremer Stadtmusikanten, Rapunzel und Dornröschen.

Märchen & Verbrechen: Die Brüder Grimm - Kriminalakte 06-10 , HR 2, Montag bis Freitag, jeweils 9.30 Uhr (Wiederholung um 15 Uhr).

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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