Radio:Bild der Frau

Joschka Fischer ist als Berater und Interviewpartner zur Stelle. (Foto: Eastwest)

Der zehnwöchige Indizienprozess gegen Vera Brühne war einer der großen Kriminalfälle der jungen Bundesrepublik. Mithilfe jüngst freigegebener Mitschnitte der Vernehmungen ist jetzt ein Hörspiel entstanden.

Von Stefan Fischer

Ein großer Kriminalfall der jungen Bundesrepublik wird noch einmal vor dem Hörer ausgerollt: 1962 wurden nach einem zehnwöchigen Indizienprozess Vera Brühne und Johann Ferbach zu lebenslanger Haft verurteilt wegen des Mordes an einem Arzt und dessen Haushälterin. Juristisch war der Fall damit beendet; gesellschaftlich hat er lange nachgewirkt. Denn auf Brühne ist vieles projiziert worden, etliche Ängste und Sehnsüchte der Wirtschaftswunderjahre spiegeln sich im öffentlichen, im medialen Umgang mit Brühne und den Hintergründen des Falls. Warum war das so - und warum stand nur Brühne im Fokus und nicht auch Ferbach? Einerseits gibt das dreiteilige Hörspiel Nr. 989, Aichach. Vera Brühne Mitschnitte von Michael Farin darauf Antworten: Brühne hat sich durch ihr Verhalten - und ihr Aussehen - in der öffentlichen Wahrnehmung als Femme fatale qualifiziert. Die Produktion räumt andererseits aber auch eine Menge der angehäuften Überfrachtungen beiseite. Denn im Zentrum der Produktion stehen originale, jüngst freigegebene Tonbandmitschnitte der staatsanwaltlichen Vernehmungen von Ferbach, Brühne sowie Brühnes Tochter, die als Belastungszeugin gegen ihre Mutter ausgesagt hat. Als gierig und lebenslustig ist Brühne charakterisiert worden, hier ist sie auch hysterisch zu erleben, verzweifelt, vor allem: nicht fremdinterpretiert. Im Online-Angebot Vernehmungen im Fall Vera Brühne sind diese Tonbandprotokolle unverstellt anzuhören. Das Hörspiel zieht indes eine zweite Ebene ein: Corinna Harfouch, Peter Lohmeyer und Lilith Stangenberg fiktionalisieren den Fall wieder - zur objektivierenden Einordnung.

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