Print:Die Oberfläche des Olymp

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Das ist erst der Anfang: Zwei Hefte sollen passenderweise im Jahr 2020 folgen. (Foto: N/A)

Ein Jahr vor den Spielen in Tokio erscheint erstmals das Magazin "20.20".

Von Theresa Hein

Wie schön das wäre: Wenn Massensportereignisse wirklich nur aus Schweiß und Hoffnung bestehen würden. Wenn es keine Korruptionsaffären und keine Dopingskandale gäbe, wenn es also mal zur Abwechslung einmal wirklich nur um eines gehen würde - Sport.

Was, wenn man dann ein ganzes Magazin zu den olympischen Spielen herausbrächte? Und den Menschen in Bildern und Einzelgeschichten erklärte, dass die Olympischen Spiele eben nicht nur ein paar mit Spannung erwartete (oder mit Schulterzucken wegignorierte) Wochen alle paar Jahre sind, sondern für die Athletinnen, die daran teilnehmen, ihr ganzes Leben bedeuten?

Die Europameisterin im Hindernislauf erzählt, wie gerne sie ein Team um sich hätte

So etwas Ähnliches dachte sich wohl der Journalist Oliver Wurm, der heute gemeinsam mit Kollegen nach dem "GG" - dem Grundgesetz als Magazin - die erste Folge der "Magazintrilogie" zu den Olympischen Spielen 2020 herausbringt. Das erste Heft 20.20 erscheint in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund genau ein Jahr vor dem Auftakt der Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Das zweite Heft soll vier Wochen vor dem Auftakt herauskommen, ein weiteres dann "live", während der Spiele.

Vom Tokio-Promo-Artikel am Ende des Hefts einmal abgesehen, ist mit 20.20 auf den ersten Blick ein sehr liebevolles Sportmagazin mit einem verdienstvoll hohen Frauenanteil gelungen: Da ist die Beachvolleyballerin Laura Ludwig, die erzählt, wie Profisport und Mutterpflichten sich anfangs gegenseitig mit Schuldgefühlen ablösten. Oder die Europameisterin im Hindernislauf Gesa Felicitas Krause, die im Interview klar macht, wie gerne auch sie manchmal in ihrer Disziplin ein Team um sich hätte. Was dem Magazin allerdings spürbar fehlt, ist eine Edgyness à la 11 Freunde. In 20.20 wird nur gelobt, nur gefiebert, kaum gefragt, was aber möglichweise auch am Gegenstand liegen mag. Gerade Leistungssportler beherrschen die vermeintlich hohe Kunst der Floskelsprache schließlich genauso gut wie ihre jeweilige Disziplin. Das ist vor allem in den Interviews bis auf wenige Ausnahmen sehr fad. Dagegen kann auch das Motto "Es lebe der Sport" wenig ausrichten.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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