Preisverleihung:Volltreffer

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Europa, Migration und Fußball: In Berlin wurde der Civis-Medienpreis 2019 vergeben - auch an einen Journalisten des von der FPÖ attackierten ORF.

Von Julian Erbersdobler

Österreich in der Krise, Europa vor der Wahl, dazu noch dieser besondere Geburtstag, 70 Jahre Grundgesetz. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse wurde am Donnerstag im Auswärtigen Amt in Berlin der 32. "Civis-Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa" vergeben. Michael Radix, Geschäftsführer der Civis-Medienstiftung, sprach von einem "besonderen Preis in einer besonderen Zeit". Vor allem ist es ein Preis, der die Themen Europa und Migration schon weit vor dem Jahr 2015 in den Fokus genommen hat. Die erste Verleihung fand 1988 statt, vor dem Mauerfall.

Mehr als 30 Jahre später waren die Entwicklungen in Österreich das bestimmende Thema des Abends. Eingeladen war auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, wichtiger Protagonist eines Systems, das die FPÖ abschaffen möchte: des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. In seiner Rede bedankte sich Wrabetz für den Rückhalt der deutschen Kollegen, als der ORF immer wieder von den Rechtspopulisten angegriffen wurde. In der Spezial-Kategorie "Fußball und Integration" gab es gleich vier Sieger. Die Dokumentation Zlatan: For Sweden with times von Leo Razzak beginnt mit den Worten: "Meine Mutter ist eine kroatische Katholikin, mein Vater ist Moslem aus Bosnien. Ich fühle mich komplett schwedisch. Ich bin das neue Schweden." Starke Sätze, in die Kamera gesprochen von einem der besten Fußballer der Welt, Zlatan Ibrahimović. Im Trailer sieht man, wie der Schwede zum Fallrückzieher gegen England ansetzt, 25 Meter vor dem gegnerischen Tor. Der Ball landet wie ferngesteuert im Netz. Ein irrer Treffer.

Ausgezeichnet wurde auch der Kurzfilm Kippa, als beste Nachwuchsproduktion. Autor Lukas Nathrath erzählt, basierend auf einem wahren Fall, die Geschichte eines 14-Jährigen, der von seinen Mitschülern misshandelt wird, weil er jüdisch ist. Der Junge lässt sich nicht unterkriegen und sucht Wege, trotz der Demütigungen zu seiner Identität zu stehen. Unter den Gewinnern ist auch ein Beitrag mit besonderer Symbolkraft: Paul Schiefer (ORF) sprach mit Gottfried Waldhäusl (FPÖ). Es ging um eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit negativem Asylbescheid. Noch am selben Tag wurde diese geschlossen. Die Jury bezeichnete das Radiointerview als "sachlich geführt, kritisch und reaktionssicher - von hohem Erkenntnisinteresse".

© SZ vom 25.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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