Porträt oder Bar-Doku?:Im Nachtleben

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Ein Film über die Bar-Welten des Charles Schumann: Gespräche unter Mixern und viele Momente, die dem großen Barmann gehören.

Von David Pfeifer

Wenn man im "Schumann's" neben Charles Schumann sitzt, und dieser einen neuen Gast mit einem Spruch bedenkt, oder vom letzten Box-Training erzählt, oder von seiner Zeit in Südfrankreich, als er Geschäftsführer eines Nacht-Clubs war, dann kann man schon auf die Idee kommen, dass dieser Mann einen Film wert wäre. Das liegt an seiner Biografie und natürlich an seinem Aussehen, das sich so gut für die Kamera eignet. Eher Nouvelle Vague als deutsche Komödie.

Karl Georg Schumann wurden zu seinem 75. Geburtstag einige Kränze gewunden, denn er hat nicht nur sich und seinen Laden zu einer Marke gemacht, die über das kleine München hinauswirkt, sondern auch etwas für Bars und Trinker weltweit getan. In Schumanns Bargespräche, einem der Filme, die um seinen Geburtstag herum entstanden, wird das deutlich. Der Film folgt Schumann um die Welt, und begleitet seine Unterhaltungen mit anderen Bar-Leuten, beispielsweise in New York, Tokio und Havanna. Immer wieder nehmen die Besuchten Bezug auf ein kleines Büchlein, das Charles Schumann bereits 1991 herausgegeben hat. Es war eine Mixanleitung für die wichtigsten Drinks, was ein wenig ulkig ist, weil Charles Schumann eher aus dem Handgelenk mischt, wie er selber sagt. Mit der sogenannten Mixology, wie junge Barfrauen und Männer ihre Profession heute halbwissenschaftlich bezeichnen, hat das nicht viel zu tun. Eher mit einer bestimmten Art, der Welt und dem Nachtleben zu begegnen. Aber diese Art überträgt sich nicht international, die lässt sich ja schon kaum von Charles Schumann auf irgendjemand anderen übertragen. So kommen auch in den Gesprächen zwischen Schumann und seinen Wiedergängern selten Momente großer Nähe zustande. Man schätzt und respektiert sich, aber der geneigte Zuseher würde gerne mehr von Charles Schumann erzählt bekommen, oder auch von den Menschen, die seit Jahren für ihn arbeiten.

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Kostas und Makis, zwei seiner Barmänner, haben einen guten Auftritt, verschwinden dann aber wieder, während die Kamera ihrem Chef um die Welt folgt. So geht es mit einigen Figuren dieses Films, der sich nicht zwischen Porträt und Bar-Doku entscheiden kann. Es wäre auch spannend gewesen, ausschließlich mit anderen Menschen über Schumann zu sprechen, gerne auch Mal mit solchen, die ihn oder seinen Laden blöd finden. So aber bleibt es eine Mischung aus mehreren Erzählideen, die sich zu keinem Film zusammenfügen. Man sieht Schumann irgendwann beim Training im "Gimansio de Boxeo Rafael Trejo" in der Altstadt von Havanna. Das hat zwar gar nichts mehr mit Bargesprächen zu tun, ist aber eine schöne Szene. Denn auch das halbverfallene Gym ist auf gut aussehende Weise in die Jahre gekommen. Wie so viele alte Kämpfer wirkt Schumann beim Training eher wie 47 als 77 Jahre alt, vielleicht auch erst 37. Ein junger Mann alter Schule, der sich wohler fühlt, wenn er etwas macht, und es nicht erklären muss.

Schumanns Bargespräche , BR, 22.45 Uhr.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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