Personality-Talk:Verwirrt

n-tv kippt "So! Muncu!"-Sendung und stellt gleich das ganze Format in Frage. Einspieler mit Pseudo-"Breaking News" hatten dem Sender missfallen, da sie den Zuschauer, anstatt ihm Orientierung zu bieten, eher verwirrt hätten.

Von David Denk

Für einen kühlen Nachrichtensender wie n-tv ist ein heißsporniger Kabarettist wie Serdar Somuncu ein Luxus, den man sich leisten wollen muss. Seit Oktober 2015 zeigt man den Personality-Talk So! Muncu! - offenbar mit schwankender bis mäßiger Begeisterung. Am Dienstag haben die Kölner die für den selben Tag geplante, schon aufgezeichnete Sendung gekippt, weil sie "nicht unseren Qualitätsansprüchen entsprochen" habe, wie es in einem Statement heißt, und daraus gleich eine Grundsatzfrage abgeleitet: "Wir führen derzeit Gespräche mit dem Produzenten bezüglich der Zukunft der Sendung. Hier ist noch keine Entscheidung gefallen." Produzent Friedrich Küppersbusch wollte seinem Termin mit den Senderverantwortlichen am Mittwochnachmittag nicht vorgreifen und äußerte sich auf SZ-Anfrage nicht.

Unter dem Titel "Alternativlos schmutzig: Wie extrem wird der Wahlkampf?" hatte Somuncu am Montag in Berlin mit FDP-Vize Wolfgang Kubicki, Komiker Wigald Boning sowie Schauspielerin Annabelle Mandeng diskutiert und den Bogen offenbar mit Pseudo-"Breaking News"-Einspielern überspannt. Bei dem Thema sei "besondere Sensibilität gefragt", so eine Sendersprecherin. "Die Zuschauer erwarten gerade in Zeiten von gefühlter Unsicherheit und oft unüberschaubaren Nachrichtenlagen von einem Nachrichtensender Orientierung und Einordnung." Besagte Sendung indes habe Elemente enthalten, "die die Zuschauer eher verwirrt hätten".

Verwirrung und Unruhe zu stiften, ist Somuncus Spezialität. Zuletzt erregte er mit einem Zensurvorwurf gegen den WDR und eine Redakteurin des Senders große Aufmerksamkeit.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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