Neue Serie:Ein Traum von Technik

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In der Folge „Autofac“ spielt die Sängerin Janelle Monáe einen Androiden. (Foto: Amazon)

Die Science-Fiction-Erzählungen in "Electric Dreams" erinnern stark an "Black Mirror", sind aber spekulativer. Kein Wunder: Die Vorlage stammt aus den Fünfzigerjahren.

Von Benedikt Frank

Eine Dame will am Ende ihres Lebens den Ort ihrer Träume besuchen, einen Fluss in Carolina. Die Reiseleiter halten sie für verrückt. Die Erde gibt es doch schon längst nicht mehr. Dann sagen sie doch zu, fliegen einfach einen anderen Planeten an, den sie mit hübschen Showeffekten zur Erde machen, die alte Frau wird es schon nicht merken. Doch dann verschwimmt der Traum der Dame mit der Traumfabrik der Kreuzfahrt durchs All.

Die Serie beruht auf kurzen Geschichten aus den 1950ern

Die neuen Serie Philip K. Dick's Electric Dreams fordert den Vergleich mit Black Mirror, jener Science-Fiction-Serie, die als düstere Zukunftsvision, wohin die Digitalisierung uns führen könnte, gefeiert wird. Sie besteht ebenfalls aus in sich geschlossenen Episoden, beide Serien wurden ursprünglich vom britischen Sender Channel 4 produziert. Black Mirror wanderte mit Staffel drei zu Netflix. Amazon Video hat nun die internationalen Rechte an dem direkten Konkurrenten.

Nach nun bereits vier Staffeln Black Mirror, ist das Muster wohlbekannt: Jede Technologie der letzten Jahre, jede populäre App, bekommt eine Folge, in der ihre Möglichkeiten weitergedacht werden, bis sie zur Bedrohung werden. Philip K. Dick's Electric Dreams basiert dagegen auf den Kurzgeschichten des 1982 gestorbenen Schriftstellers Philip K. Dick. Das Werk des Autors wurde bereits häufiger verfilmt. Blade Runner (1982) nach dem Roman "Do Androids dream of electric sheep?" gilt als Genreklassiker. Amazon gibt an, die ebenfalls auf einem Dick-Roman beruhende Serie The Man in the High Castle gehöre zu den beliebtesten des Videodienstes. Eine sichere Sache also, sich auch bei den etwa 120 Kurzgeschichten zu bedienen, zumal die Adaptionen prominent besetzt sind: In einer Episode spielt Bryan Cranston ( Breaking Bad), der auch einer der Produzenten ist, Anna Paquin ( True Blood), Vera Farmiga ( Bates Motel), Liam Cunningham ( Game of Thrones) und Geraldine Chaplin treten auf, um nur einige zu nennen.

Die Geschichten sind dabei keineswegs frei von Aktualität, es geht auch um die Macht der Konzerne, Privatsphäre und den Einfluss der Technologie auf das Menschsein. Folge eins etwa handelt von einem totalitären Staat, dessen Kontrolle mittels Telepathie absolut ist, bis "Der Haubenmacher", so der Titel der zugrunde liegenden Erzählung, einen Weg findet, die Gedankenleserei zu blockieren. Nicht immer muss der Rahmen so vollkommen düster sein, es geht auch um nichtexistierende Bahnhaltestellen oder Seelen-Farmen.

All das lässt sich heute noch so gut erzählen, obwohl die Kurzgeschichten in den 1950ern geschrieben wurden, weil sich Philip K. Dick - anders als Black Mirror-Autor Charlie Brooker - nicht an seine eigene Zeit klammert. Weil Dick die Themen bereits erkundet hat, als diese noch gar nicht konkret verortbar waren, ist sein Umgang mit ihnen fantasievoller, spekulativer. Das macht seine elektrischen Träume zu einer angenehmen Ergänzung: Während Black Mirror die Technik als Droge versteht und den Warnhinweis gleich mitliefert, darf man bei Electric Dreams den Rausch genießen.

Philip K. Dick's Electric Dreams , bei Amazon Video.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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