Neue RTL-Sitcom:Schulz!

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Der Sender versucht sich an "Chaos-Comedy": In "Triple Ex" reihen sich Unfälle und Peinlichkeiten aneinander. Je derber und skurriler die Späße, desto besser wird die Serie.

Von Jakob Wihgrab

Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern von drei verschiedenen Vätern haut Anna Holzinger (Diana Staehly) , 39, blond, tollpatschig, Zahnarzthelferin, so schnell nichts um - na gut, außer dieser Bungeesprung, aber auch der nur vorübergehend. Sie hatte beim Gewicht geschwindelt und überlebte nur dank eines Bernhardiners, der ihren Aufprall bremste.

Jahre nach Ritas Welt und Nikola will RTL wieder witzig sein und hat eine "Sitcom-Offensive" gestartet, deren jüngstes Produkt Triple Ex ist. Parallel hat die Produktionsfirma UFA Fiction eine eigene Comedy-Unit gegründet. Deren Chef Tommy Wosch ( Zack! Comedy nach Maß) ist zugleich Autor und Produzent, der sogenannte Showrunner der Serie um eine nicht ganz so alltägliche Familienkonstellation.

In Annas Krankenhauszimmer platzt sogleich die ganze Patchwork-Bagage, die Kinder nebst ihrer - recht eindimensional gezeichneten - Väter: der gut aussehende Chaot Tom (Frank Meier), der im Schlaf furzt und nach Rülpsern "Schulz!" ruft; Karl-Friedrich (Mirco Reseg), genannt Kafi, den Tom "Schwuli" nennt, weil er sich inzwischen geoutet hat; und dann ist da noch One-Night-Stand Eugen (Alexander Schubert), ein neurotischer, aber herzlicher Nerd, der nichts von seinem Vaterglück ahnt, als er die ihm unvergessliche Anna aufspürt. Einen wohltuend misanthropischen Gegenpol zum ach so schrillen Familienleben bildet in der "Chaos-Comedy" Annas Schwester Marlene (Susan Hoecke). Die kinderlose Familientherapeutin ist zynisch, egoistisch und verwöhnt.

Camping ist nichts für schwache Nerven - eine Erfahrung, die auch Anna (Diana Staehly) in Triple Ex macht. (Foto: Stefan Erhard/RTL)

Als liebevoll-naiver Tollpatsch bleibt Protagonistin Anna schlicht eins - viel zu nett

Triple Ex ist konventionelle Fernsehunterhaltung nach bewährtem Strickmuster. Unfälle und Peinlichkeiten reihen sich aneinander. Je derber und skurriler die Späße, desto besser, weil eigensinniger wird die Serie. Wer jedoch HBO- Charakterzeichnungen erwartet, dem ist nicht zu helfen. Es geht um die Gags. Und die zünden. Manchmal. Dann aber auch wieder nicht. So sind die "Schwuli"-Sprüche von Tom zwar liebevoll gemeint, wirken aber daneben. Am schlimmsten aber ist der gut abgehangene Sexismus: "Ich sag ja immer: Es gibt keinen Streit unter Schwestern, den man nicht mit einem Dreier lösen kann." Ohje. Oder auch die schlüpfrig-banalen Wortwitze: "Bungee-Springen ist besser als Sex!" - "Na dann hoffe ich mal, dass das Gummi nicht reißt." Autsch.

Eine wesentliche Schwachstelle von Triple Ex ist auch Protagonistin Anna, die in den ersten Folgen noch zu undifferenziert bleibt. Vielleicht sollte sie sich eine Scheibe Zynismus bei ihrer Schwester abschneiden. Denn als liebevoll-naiver Tollpatsch bleibt sie schlicht eins - viel zu nett. Außer es geht um ihr Gewicht, da versteht sie keinen Spaß. Natürlich hat sie in Wahrheit kein Gramm zu viel.

Triple Ex, RTL, 21.15 Uhr in Doppelfolgen.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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