NDR-Hörspiel:Kulturprekariat

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Gemeinsame Geschichte? Ein Hörspiel erzählt von fünf Künstlern unterschiedlicher Herkunft, die in einem Hostelzimmer festsitzen.

Von Stefan Fischer

Für einige Nächte oder auch für eine Reise mögen Hostels in Ordnung sein. Vor allem, wenn man jung ist. Aber als Ort, an dem sich ein Leben abspielt - undenkbar. Und doch stecken fünf Künstler in einem Hostelzimmer fest. Auswege scheint es für sie nur zwei zu geben - in ein anderes Hostelzimmer oder in den Zynismus. Keine der beiden Türen ändert etwas an ihrer Situation.

Ursprünglich hat Stefan Panhans Hostel als Videoinstallation realisiert, die er nun in ein Hörspiel umgearbeitet hat. Der Schauplatz ist symbolhaft: Unbehaust zieht ein Kulturprekariat von einem miesen Engagement zum nächsten. Die Gagen sind lausig, und die Ansprüche an die Künstler sind es auch. Ihre unterschiedliche Herkunft machen sich die Auftraggeber zunutze, um Diversität darzustellen. Für die Künstler bedeutet das, sich als die Klischees ihrer selbst zu verdingen und nicht selten sogar, Alltagsrassismus Vorschub zu leisten, indem von ihnen verlangt wird, simplifizierende Stereotype zu reproduzieren.

Ernst genommen fühlt sich keiner aus diesem Quintett. So bleibt ihnen nur, das Hostelzimmer selbst zu einer Bühne zu machen, auf der sie ihre eigene Geschichte erzählen. Nur: Haben sie überhaupt eine gemeinsame? Bloß, weil die fünf Künstler vor ähnlichen Problemen stehen, heißt das nicht, dass sie dieselben Ziele verfolgen, ihre Haltungen sich decken. Aber genau das ist ihre Chance: Darauf zu beharren, wie unterschiedlich ihre Identitäten und wie vielschichtig sie demnach als Gruppe sind. Dass sie nicht zur Staffage taugen und es ein Verlust für die kulturaffine Gemeinschaft ist, wenn sie das Potenzial von Künstlern fahrlässig ignoriert.

Hostel , NDR Kultur, Mittwoch, 20.05 Uhr.

© SZ vom 25.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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