Nachruf:Pop-Exeget und Kapitalismuskritiker

Der britische Publizist Mark Fisher ist am Freitag im Alter von 48 Jahren gestorben. Er beeinflusste eine ganze Generation von Popschreibern und prägte den Begriff des "Kapitalistischen Realismus".

Von Alexander Menden

Der Brite Mark Fisher war ein postmoderner Universalschreiber - Autor und Journalist, Popkritiker und Kulturtheoretiker. Ausgebildet an den Universitäten Hull und Warwick, schrieb er regelmäßig für den Guardian, den New Statesman und Sight & Sound. Im Jahre 1995 gehörte Fisher zu den Mitbegründern des interdisziplinären Forschungskollektivs "Cybernetic Culture Research Unit" (CCRU), das in seinen poststrukturalistischen Experimenten alles von Kybernetik über die Rave Culture bis hin zu Okkultismusstudien betrieb. Der CCRU gehörten auch der Autor Hari Kunzru und die Künstlerbrüder Jake und Dinos Chapman an.

Unter dem Pseudonym "K-punk" betrieb Fisher von 2003 bis 2013 ein einflussreiches Blog, auf dem er Pop-Phänomene von Dub bis Britney Spears ernsthaften, fast exegetischen Untersuchungen unterzog. Fisher beeinflusste damit eine ganze Generation von Pop-Schreibern in Großbritannien, die vor allem seine Verarbeitung der Theorien von Neomarxisten wie Slavoj Žižek und Fredric Jameson aufnahmen. Am stärksten wird er jedoch wohl für seine fundamentale Kapitalismuskritik in Erinnerung bleiben. Er prägte den Begriff des "Kapitalistischen Realismus" und beschrieb dieses philosophische Konzept in seinem gleichnamigen Buch als die dominante Haltung der Gegenwart, die sich keine alternative soziale Struktur außerhalb des kapitalistischen Denkens mehr vorstellen kann. Mark Fisher ist am Freitag gestorben, er wurde 48 Jahre alt.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: