Mutter-Tochter-Gespann:Wie im Märchen

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Eine HBO-Doku über die im Dezember gestorbenen Schauspielerinnen Carrie Fisher und Debbie Reynolds.

Von Benedikt Frank

Bright Lights könnte eine Dokumentation sein, die einfach nur sehr einfühlsam von einer innigen Mutter-Tochter-Beziehung erzählt. Allerdings sind ihre Protagonistinnen dafür viel zu berühmt. Es geht um die Schauspielerinnen Carrie Fisher und Debbie Reynolds, die im Dezember gestorben sind, erst Fisher kurz nach Weihnachten, dann einen Tag später ihre Mutter Reynolds. Wegen der aufeinanderfolgenden Todestage fand die Welt natürlich schnell Gefallen an der so wunderbar in Hollywoods Märchenwelt passenden Geschichte, die Mutter sei an gebrochenem Herzen über den Tod ihrer Tochter gestorben.

Die 2014 und 2015 von dem Sender HBO gedrehte Doku wird durch den Tod ihrer Hauptfiguren nun zwar hochaktuell, man sollte aber dennoch keinen herzzerreißenden Nachruf erwarten. Angenehm bodenständig erdet sie die Welt des Showgeschäfts, in der ihre Protagonistinnen leben. Die Kamera kommt den Frauen sehr nahe, zeigt ihre Unterschiedlichkeit, aber auch ihre Nähe: Reynolds, die von MGM in den Fünfzigerjahren auf gutes Benehmen regelrecht dressiert wurde, und Fisher, die gegen solche Regeln rebelliert.

Reynolds fährt im elektrischen Rollstuhl zur Bühne und zieht dort ihre Show durch - in High Heels. Tochter, Managerin, Pflegerin und Freundin Fisher unterläuft die Aufführung auf ihre Art, indem sie den Text zum Lied "I'll never say no" aus Goldgräber-Molly, dem Musicalfilm mit ihrer Mutter, auf ihre bipolare Störung umdichtet. Nur als Mutter Reynolds einmal doch nicht ohne Sauerstoffbeatmung auskommt, hält sich die Kamera zurück und zeigt die Fassade des Hauses, während der Ton weiterläuft.

Die Doku springt etwas chaotisch zwischen Familiengeschichte, Filmausschnitten und dem Alltag der Frauen hin und her. Dabei bleibt sie aber stets so herzlich, dass man kein Fan von Debbie Reynolds oder Carrie Fisher sein muss, um Bright Lights genießen zu können.

Bright Lights , abrufbar bei Sky.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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