Live-Hörspiele im Radio:Affentheater

Gerne auch mal Quatsch bei den Gorillas: ein Bild aus der Inszenierung "Das große 7". (Foto: Iris Janke)

"Die Gorillas" improvisieren im RBB-Kulturradio kurze Live-Hörspiele. Die Berliner Theatergruppe beweist mit ihren Fünfminutern: Mimik und Gestik sind überbewertet. Ihre Kunst funktioniert auch rein akustisch.

Von Stefan Fischer

Radio ist sehr oft live - allerdings nicht im Hörspiel. Wenn also die Berliner Improvisations-Theatergruppe "Die Gorillas" diese Woche im RBB-Kulturradio werktags um 14.10 Uhr kurze Live-Stücke aus dem Stegreif zum Besten gibt, führt sie mit der Spielerei die Hörkunst näher ans Alltagsradio heran - und zurück an den Beginn des Genres: Mangels Speichermöglichkeit wurden Hörspiele in der Rundfunkfrühzeit stets live übertragen. Improvisiert waren sie jedoch nicht, sondern gründlich geprobt. Die "Gorillas" agieren indessen spontan auf Zuruf: 20 Minuten vor ihrem Auftritt wird das Telefon freigeschaltet, ein Hörer schließlich ins Studio geschaltet. Er gibt das Setting vor für ein unmittelbar startendes Fünf-Minuten-Hörspiel. Nun lebt das Improvisationstheater gemeinhin auch stark von Gesten und der Mimik, von der Komik der Grimassen also. Die ist aber - wie die "Gorillas" belegen - verzichtbar. Ihre Improvisationskunst funktioniert auch rein akustisch. Schneller ist jedenfalls noch niemand ins Berghain gekommen als die beiden Hauptfiguren des ersten Kurzhörspiels am Montag. Dabei hat der Ausflug blöd angefangen mit einer geplatzten Kino-Matinee. Wochenende gerettet.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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