"Le Monde" - neue Strategie:Cash aus der Krise

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News für den eiligen Leser: "Le Monde" rüstet online wie Print auf - und will nun vor allem im Internet Geld verdienen.

Stefan Ulrich

Mit einem Relaunch und einer neuen Multimedia-Strategie will die führende französische Tageszeitung Le Monde die Medienkrise meistern. Von dieser Dienstagsausgabe an erscheint das Blatt mit einer neu gestalteten Titelseite. Das wichtigste Thema im Blatt wird künftig mit einem Foto angekündigt, das die gesamte Breite der Titelseite einnimmt. Zudem rückt der Leitartikel auf die erste Seite. Die zweite Seite soll dem eiligen Leser dienen und ihn in Kürze über alle wichtigen Nachrichten informieren.

Im Gegenzug baut die linksliberale Le Monde im Inneren der Zeitung die investigative Berichterstattung aus. Recherche-Teams werden dort viel Platz bekommen, um komplexe Themen darzulegen. Die Zeitung, die eine tägliche Auflage von etwa 288.000 Exemplaren hat, versucht so den Wünschen der Leser nach schneller wie gründlicher Information zu entsprechen.

Große Veränderungen soll es auf der Website www.lemonde.fr geben, wo bislang die Artikel der Druckausgabe kostenlos zu lesen waren. Künftig wird das frei zugängliche Internetportal mit Texten der Online-Redaktion und Agenturmeldungen bestückt. Nur noch ein kleiner Teil der Texte aus der Printausgabe wird dort zu finden sein. Zudem soll die Zeitungsredaktion täglich 20 Artikel exklusiv zur Website beisteuern, die nicht in Druck gehen.

Das Newsdesk als Schaltzentrale zwischen Online- und Druckausgabe wird verstärkt. Le Monde argumentiert, so würden die Nutzer des Online-Angebots besser bedient. Die langen Artikel der Druckausgabe seien nicht unbedingt für dieses Medium geeignet.

Wer jedoch auch in Zukunft alle gedruckten Artikel auch online lesen will, muss dafür in Form eines "Premium"-Zugangs bezahlen. Zudem wird Le Monde von April an kostenpflichtige Anwendungen für das iPhone und das neue iPad von Apple anbieten.

Krise als Chance

Leser, die sämtliche Angebote von Le Monde in gedruckter und digitaler Form nutzen möchten, bezahlen dafür anfangs 19,90 Euro pro Monat. Nach einem Vierteljahr steigt der Preis auf monatlich 29,90 Euro. Le Monde hofft, so neue Einnahmequellen zu erschließen. Bislang zeigen sich die Franzosen allerdings zurückhaltend, wenn es darum geht, für Informationen im Internet zu bezahlen.

Bei Le Monde gibt man sich jedoch überzeugt, die Krise sei eine "echte Chance" für das Blatt: "Sie treibt uns zum Wandel, macht uns Lust auf Erneuerung und zwingt uns, den Lesern immer weiter entgegenzukommen."

© SZ vom 30.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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