Krimi-Reihe:Traumhaft eigensinnig

Lesezeit: 2 min

Sophie Rois wird offenbar neue Ermittlerin im "Polizeiruf" aus München und tritt die Nachfolge von Matthias Brandt an. Auch für die Rolle des Pathologen gibt es eine prominente Besetzung.

Von David Denk

Die Tage des Einzelgängers sind gezählt: Die Nachfolge von Matthias Brandt als Hanns von Meuffels im Münchner Polizeiruf soll 2019 nicht einer allein antreten, sondern ein Ermittlerteam - mit Sophie Rois als Chefin. Als "Traumbesetzung" bezeichnet der BR diese zuerst vom Tagesspiegel verkündete Personalie in einem Pressestatement; bestätigen will man sie noch nicht, dementieren aber auch nicht. Man befinde sich in einem "frühen Stadium der Entwicklung". Die genaue Teamzusammenstellung und Rollenprofile würden noch justiert, heißt es. "Details wird der BR beizeiten bekanntgeben". Im Großen und Ganzen ist die Sache also offenbar klar. Nach SZ-Informationen soll auch Kabarettist Georg Ringsgwandl, 68, dem Team angehören und einen Pathologen spielen. Der Drehbeginn ist nach derzeitigem Stand für Herbst 2018 geplant.

Mit der Verpflichtung von Rois, 56, bleibt der BR seiner Linie treu, beim Münchner Polizeiruf mehr auf ausdrucksstarke als auf besonders fernsehbekannte Gesichter zu setzen. Rois wird vor allem als Hörspiel- und -buchsprecherin sowie als Bühnenschauspielerin verehrt. Als langjähriges Ensemblemitglied der Berliner Volksbühne hat sie regelmäßig mit Regiegrößen wie Frank Castorf, Christoph Marthaler und René Pollesch gearbeitet und bleibt dem Haus auch über den viel diskutierten Intendantenwechsel hinaus erhalten. Rois gilt als eigensinnig - und ist auch in dieser Hinsicht eine würdige Brandt-Nachfolgerin.

Ihre Film- und TV-Karriere im Schnelldurchlauf: Detlev Bucks Roadmovie Wir können auch anders machte Rois 1993 bekannt, Heinrich Breloer besetzte sie als Erika Mann in Die Manns - Ein Jahrhundertroman, für ihre Hauptrolle in Tom Tykwers Drei wurde sie für den Deutschen Filmpreis nominiert. Ihre Berufserfahrung als TV-Kommissarin beschränkt sich auf zwei frühe Filme an der Seite von ORF- Tatort-Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und auf den RBB-Polizeiruf "Die Gurkenkönigin", in dem sie 2012 Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch spielte. Die Kritiken waren durchweg gut, doch blieb es bei diesen seltenen Gastspielen. Rois setzte andere Prioritäten als Fernsehpräsenz.

Viel spricht dafür, dass der Münchner Polizeiruf auch künftig Einzelstücke erzählen wird, die nur über die Ermittlerfiguren verbunden sind und die den Regisseuren und Autoren große Freiheiten lassen. Dafür steht Redakteurin Cornelia Ackers, und das dürfte auch sehr im Sinne von Sophie Rois sein. Vor ihrem ersten Fall werden 2018 noch zwei Matthias-Brandt- Polizeirufe ausgestrahlt: "Das Gespenst der Freiheit" des bewährten Autoren- und Regieduos Günter Schütter und Jan Bonny sowie zum Abschluss ein Film von Christian Petzold, dessen dritte Arbeit für den Münchner Polizeiruf nach "Kreise" und "Wölfe".

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: