"Krieg der Welten":Unter Beschuss

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Entdeckt Außerirdische: Catherine Durand (Léa Drucker). (Foto: Joss Baratt/Urban Myth Films)

Déjà-vu: Die bekannte Geschichte gibt es jetzt auch als Streamingserie. Allerdings hat diese ein Problem.

Von Stefan Fischer

Der Mensch ist ein Herden- und als solches ein Fluchttier. Außerdem ist der Mensch nicht selten ein Depp. Glaubt er doch, dass er mit dem Auto am schnellsten aus der Stadt fliehen und dass ihm außerdem in seinem Auto niemand etwas anhaben kann. Aber weil fast alle diesen Plan verfolgen, kommt keiner vom Fleck. Und ein sicherer Ort ist ein Auto obendrein nicht.

Insofern ist die Überbevölkerung kein zentrales Problem des Planeten mehr, nachdem Angreifer aus den Tiefen des Alls ein gigantisches elektromagnetisches Feld um die Erde gejagt haben. Zugute halten lässt sich den Menschen, dass es zweifelsohne zu den eher schwierigeren Herausforderungen im Leben gehört, souverän zu bleiben im Angesicht einer Attacke Außerirdischer. Aber es ist in diesem Krieg der Welten eben doch so, dass neben ein paar Glücklichen, die sich als Flüchtling im Tank eines Lastwagens verstecken oder im genau richtigen Moment mit dem Auto in einen Fluss stürzen, vor allem Besonnene mit physikalischem Grundverständnis überleben. Weil sie in Fahrstühle fliehen, in U-Bahn-Schächte oder Höhlen, hoffend, dass die Abschottung dort ausreichend ist.

Grundsätzlich aber sind die Menschen die dümmeren Wesen in diesem Konflikt. Das hat eine große Mehrheit das Leben gekostet. Für den kleinen Rest ist es eine elementare Kränkung. Die hat schon H. G. Wells seinem Roman 1898 eingeschrieben, der nach wie vor eine fulminante Karriere macht. In diesem Jahr gibt es gleich zwei Serien-Adaptionen - eine durch die BBC, welche die Handlung im viktorianischen Zeitalter belässt. Und diese von Fox produzierte in vorerst acht Teilen, die in unserer Gegenwart spielt. Sie stammt von Howard Overman (Buch) sowie Gilles Coulier und Richard Clark (Regie).

Unter anderen Steven Spielberg hat den Roman verfilmt, 2005, ein halbes Jahrhundert nach Byron Haskin. Es gibt eine Fernsehserie aus den späten 1980ern, Roland Emmerich hat den Roman für Independence Day mehr oder weniger plagiiert, Tim Burton in Mars Attacks! persifliert. Radiogeschichte hat die Hörspielfassung von Howard Koch und Orson Welles (1938) geschrieben, weil deren Fiktion von etlichen Menschen für die Realität gehalten worden ist. Was wiederum zum Thema wurde in einer Halloween-Folge der Simpsons...

Ein Stoff also, der sich vielfach bewährt hat, ein Stoff auch, der sich anpassen lässt an verschiedene Zeiten und Gesellschaften. Hier ist es die westeuropäische Gegenwart, die unter Beschuss gerät. Und deren überlebende Bewohner beweisen müssen, dass sie womöglich doch nicht so beschränkt sind, wie anfangs geglaubt. Das läuft in dieser Adaption allerdings sehr erwartbar ab, unabhängig davon, ob man mit dem Stoff schon mal in Berührung gekommen ist oder nicht. Thriller-Standards werden bedient - was die Figuren betrifft, ihre Konflikte, die Abfolge der Ereignisse. Einigen der Schauspieler sieht man nichts desto trotz gerne zu, Gabriel Byrne und Elizabeth McGovern als getrenntes Ehepaar, Bayo Gbadamosi als Flüchtling, Daisy Edgar-Jones als Blinde. Weil sie Interesse für ihre Figuren wecken.

Krieg der Welten , Fox (unter anderem über Sky, Unity Media / Horizon TV, Magenta TV), immer mittwochs neue Doppelfolgen.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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