Kochfernsehen:Gib ihm einen Korb

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Köche Rosin (l.) und Lege haben auch Fragen an Vegetarier. (Foto: Perez Prada/Kabel 1)

Prima Idee, fade Show: Die TV-Köche Frank Rosin und Sebastian Lege passen Menschen an der Discounter-Kasse ab und improvisieren Menüs mit den Einkäufen. Peinlich: Vegetarier halten die Küchenbullen von Kabel 1 offenbar noch für Exoten.

Von David Denk

Die meisten Kochshows sind ja reichlich weltfremd und womöglich gerade deshalb so erfolgreich. Wenn Spitzenköche oder ambitionierte Amateure drauflosbrutzeln, kommen in der Regel erlesenste Produkte auf den Tisch, die mit den Essgewohnheiten vieler Deutschen herzlich wenig zu tun haben. Insofern hat das neue werktägliche Kabel-1-Vorabendformat Gekauft, gekocht, gewonnen einen sympathischen Ansatz: Zwei TV-Köche müssen sich im Discounter für den Einkaufswagen je eines Kunden entscheiden und mit dem gemeinsam in dessen Küche aus dem kompletten Einkauf in insgesamt höchstens zwei Stunden ein Zwei-Gänge-Menü improvisieren, das von einer Jury aus Hobbyköchen verkostet und bewertet wird.

Ein sympathischer Ansatz allein macht aber noch keine gute Show.

In der ersten Folge tritt Frank Rosin gegen seinen Kollegen Sebastian Lege an, der sich mit dem Off-Sprecher einen bizarren Wettstreit um die blödesten Sprüche liefert, mit denen die Sendung flächendeckend zugepampt wird: "Kommen Se rein, können Se rausgucken", schmettert der Off-Sprecher, als das Kamerateam die Wohnung von Leges Kandidat Luis betritt, laut Lege "bestimmt so ein Avocado-Fresser". Gemüse ist unter echten Küchenbullen offenbar immer noch ein Reizthema. Seinen Kandidaten Christian jedenfalls fragt Frank Rosin "Warum ernährst du dich vegetarisch?", als wäre das eine exotische, regelrecht anstößige Lebensweise. Er habe damit schon in seiner Jugend angefangen, antwortet Christian; Rosin daraufhin fassungslos: "So lange schon?"

Den Zuschauer beschäftigt da längst eine andere Frage: Wie lange noch? Mit debilitätstoleranter Privatfernseh-Redundanz wird das Format auf 45 Minuten Netto-Sendezeit ausgewalzt: Damit auch der dümmste anzunehmende Zuschauer nicht den Anschluss verliert, werden die Regeln ständig wiederholt und die verwendeten Zutaten auf einer eingeblendeten Einkaufsliste durchgestrichen. Das Ergebnis ist in etwa so dynamisch wie eine Spritztour mit dem Treppenlift.

Gekauft, gekocht, gewonnen , Kabel 1, 17.55 Uhr.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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