Star-Werber Jürgen Scholz ist tot:Jedes Mal eine neue Welt

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Ein Dichter der Wirtschaft: Jürgen Scholz war der beste Werber, den Deutschland je hatte. Ohne ihn wäre Jil Sander keine Ikone der Werbung.

Hans-Jürgen Jakobs

Ohne ihn wäre Jil Sander kein Star geworden, keine Ikone der Werbung. Sie musste lange überredet werden, aber das machte dieser deutsche Pionier der Werbung mit Charme und Sendungsbewusstsein.

Ein Pionier der Werbung: Jürgen Scholz ist am 7. Juli gestorben. (Foto: oH)

Jürgen Scholz hatte auch die Idee, dass Tchibo nicht nur Kaffee anbieten sollte, sondern alle möglichen Produkte drumherum, von Bratpfannen bis Tassen. "Alles frisch!" textete er und "Jede Woche eine neue Welt!"

Diesem Mann fiel überhaupt immer etwas ein, und dann auch noch das Richtige. Er war der beste Werber, den Deutschland hatte, noch höher anzusiedeln wie all die bunten, spruchgewaltigen Nachfolger, die später die Szene beherrschten, Männer wie Konstantin Jacoby oder Jean-Remy von Matt.

Scholz war ein Dichter der Wirtschaft, jemand, der Marken verstand und ihnen Gesichter und Worte verlieh. Für den Zigarettenhersteller Reemtsma formulierte er: "Ich rauche gern." Und für die Tierfutterfirma Effem war der Slogan fällig. "Geht's der Katze gut, freut sich der Mensch."

Dieser Kreative machte keine große Show, er machte Geschäft. Er verstand etwas von dem, was seine Auftraggeber bewegte, und war ein allseits akzeptierter Gesprächspartner.

Nach seinem Abitur hatte Jürgen Scholz bis 1951 in der Werbeabteilung des Lebensmittel-Konzerns Tengelmann gearbeitet, es folgte das Studium an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Dort lernte er Vilim Vasata kennen und eröffnete mit ihm 1953 in Mülheim an der Ruhr in einem Hühnerstall die Werbeagentur Vasata-Scholz, aus der später die legendäre Kreativ-Einheit Team / BBDO in Düsseldorf wurde.

Mit Vasata aber überwarf sich Scholz, das Team funktionierte nicht. Und so gründete er gemeinsam mit Michael Menzel 1981 in Hamburg die Agentur Scholz & Friends, die 1986 an Bates verkauft wurde. Die charismatische Gründerfigur Jürgen Scholz wechselte in den Aufsichtsrat von Jung von Matt und zog sich in den neunziger Jahren auf einen Bauernhof in Schleswig-Holstein zurück.

Scholz sei "aus der Zeit des Mangels" gekommen und habe hinreißend von seinen ersten Jahren erzählen können, als er mit dem Motorrad die Wirtschafts-Tycoons im Ruhrgebiet besuchte, erinnert sich Sebastian Turner, der heute die Geschäfte bei Scholz & Friends führt. Scholz sei nicht in einem Medium gefangen gewesen, sondern habe sich für seine Markenideen die richtigen Kanäle gesucht. Er sei so zum "Pionier des Werbefernsehens in Deutschland geworden".

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Scholz am 7. Juli im Alter von 81 Jahren verstorben.

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