Im Radio:Da ist schon jemand

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Sind die Gedanken noch frei? Das Hörspiel Der dunkle Wald erzählt von Trisolariern, die auf alle Daten der Erde zuzugreifen können. (Foto: WDR/Diana Menestrey (Illustration))

Das Science-Fiction-Hörspiel "Der dunkle Wald" setzt die Bestseller-Trilogie von Cixin Liu fort. Es erzählt von Außerirdischen, die auf alle Daten zugreifen können.

Von Stefan Fischer

Das hat die Menschheit nun davon: In dem Bestseller Die drei Sonnen erzählt Cixin Liu von einem brutalen Wettlauf der Staaten um den Erstkontakt zu Außerirdischen. In der Fortsetzung Der dunkle Wald wäre die Weltgemeinschaft gerne wieder unter sich. Erweisen sich die extraterrestrischen Trisolarier, die die Erde inzwischen entdeckt haben, doch als überaus feindselig.

Auch dieses Science-Fiction-Abenteuer hat Martin Zylka wieder als aufwendiges Hörspiel inszeniert, in vier einstündigen Teilen. Die Bedrohung, die sich die Menschheit tatsächlich gerade selbst erschafft, indem sie all ihre Daten freimütig in fremde Hände gibt, kommt in dieser Dystopie von außen: Die Trisolarier sind in der Lage, auf alle Daten der Erde zuzugreifen. Einzig die Gedanken bleiben ihnen verborgen. Und so bestimmt der Planetenverteidigungsrat vier sogenannte Wandschauer, von denen jeder ganz für sich und ausschließlich in seinem Kopf einen Plan entwickeln soll, wie die Menschheit dem Vernichtungswillen der Trisolarier entkommen kann.

Der Interessanteste ist Luo Ji, gespielt von Max Mauff: Er ist weder ein mächtiger Politiker noch ein brillanter Wissenschaftler wie die übrigen drei und versteht selbst nicht, weshalb er ausgewählt worden ist. Doch als Einziger geht er die Sache aus der Perspektive der Aliens an: Die anderen Wandschauer denken in physikalischen und chemischen Kategorien, Luo Ji indes grübelt länger schon über eine Kosmosoziologie. Hierin nämlich liegt der Denkfehler seiner Mitstreiter, die nicht berücksichtigen, dass die menschliche Logik im All nicht greift. Auf der Erde kommt es zum Krieg, wenn die Kommunikation versagt. Im Universum kommt es stattdessen notwendigerweise zum Krieg, ehe eine Konversation überhaupt möglich ist.

Galaktische Schlachten und technische Utopien sind Nebensächlichkeiten in Der dunkle Wald. Es geht in der Geschichte vor allem um unsere Vorstellung vom Universum, das Luo Ji mit einem finsteren Gehölz voller Jäger vergleicht. Das All, so seine Theorie, ist voll Leben. Die Attacke der Trisolarier ist ihm der statistische Beweis dafür, dass es Millionen Alien-Zivilisationen gibt - und man Angriffe umleiten kann.

Der Traum der Menschheit vom Aufbruch zu fremden Planeten und Sonnensystemen fällt damit jedoch in sich zusammen: Da ist nämlich immer schon jemand. Die Ressourcen sind endlich, auch in der vermeintlichen Unendlichkeit. Und wir müssen mit dem auskommen, was wir haben: mit der Erde.

Der dunkle Wald , WDR 5, Montag bis Donnerstag, jeweils 15.05 Uhr (Wiederholung um 21.04 Uhr).

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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