Remakes sind im Hörspiel absolut unüblich - allein das macht die Neuinszenierung von Helmut Heißenbüttels Zwei oder drei Porträts besonders. Ulrich Lampen hat das Manuskript von 1970 nun für den Bayerischen Rundfunk noch einmal bearbeitet. Wobei der Begriff Manuskript in diesem Fall ein zu großes Wort ist. Heißenbüttel, Mitglied der Gruppe 47 und Leiter der Abteilung Radio-Essay beim vormaligen SDR, lieferte - seinerzeit ungewöhnlich - nur eine Ansammlung von Sätzen, die es auf beliebig viele Sprecher zu verteilen galt. Es sind Aussagen über erst eine, dann eine zweite Person, die womöglich - genau lässt sich das nicht entscheiden - auch noch einen Dritten beschreiben. Manche sind banal, andere rätselhaft, einige widersprechen einander.
Heinz Hostnig hat dieses Material 1970 mit rund einem Dutzend Sprechern inszeniert. Er hat dafür viele akustische Räume geschaffen und durch Ausblendungen und Überlappungen das Fragmentarische betont. Bayern 2 sendet diese mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnete Urfassung unmittelbar vor der Neuproduktion. Ulrich Lampen beschränkt sich auf drei Sprecher - Wiebke Puls, Sebastian Blomberg und Udo Samel -, auch sein Einsatz technischer Mittel ist reduzierter. Er hat das Textmaterial zudem neu sortiert. Lampens Porträts liefern dennoch denselben Erkenntnisgewinn. Nur geht er einen anderen Weg und zeigt, dass drei Quellen ausreichen, um Verwirrung zu stiften.
Über den Autor selbst, dessen Todestag sich zum 20. Mal jährt, erfährt man wiederum etliches in der Helmut-Heißenbüttel-Homestory im NDR.
Zwei oder drei Porträts , Bayern 2, Samstag, 21.05 Uhr. Helmut-Heißenbüttel-Homestory , NDR Info, Sonntag, 11 Uhr.