Hörfunktipps:Hölle für alle

Ein Sprachgebirge von Büchner, ein Gespräch mit dem Teufel, "Faust" für Kinder, ein Feature über den Jazz-Vorläufer Ragtime und dessen Vorreiter sowie die Klage eines polnischen Arbeiters, der davon nichts weiß - das alles läuft an Ostern im Radio.

Von Stefan Fischer

Der Dichter Georg Büchner war promovierter Arzt, seine Erzählung Lenz ist im Grunde ein Krankenbericht. Er handelt vom Wahnsinn eines Kollegen, des Sturm-und-Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz. Der verbrachte 1778 drei Wochen bei dem Pfarrer, Reformpädagogen und Seelenarzt Johann Friedrich Oberlin - in der Hoffnung, dass sich sein zerrütteter Seelenzustand bessere. Sie hat sich letztlich nicht erfüllt, Oberlin übergab Lenz schließlich in professionelle Obhut. Auf Oberlins Aufzeichnungen fußt Büchners fulminanter Text. Er ist nicht so sehr Biografie oder Diagnose, sondern der sprachliche Ausdruck eines schmerzhaften, irritierenden Lebensgefühls. Ulrich Lampen hat dieses Sprachgebirge sehr nüchtern inszeniert, mit Rainer Bock, Steven Scharf, Anna Drexler, Marek Harloff und Anton Winstel. Ganz ohne Pathos steht es noch eindrücklicher da.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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