Man sollte Filmen misstrauen, in denen immerzu die Sonne scheint; noch mehr misstrauen sollte man Filmen, in denen immerzu die Sonne scheint - außer der Regisseur hat Lust auf ein Gewitter, das zwar dramaturgisch keinen Zweck erfüllt, aber in seiner ganzen Sinnlosigkeit doch was hermacht. Stehen also zwei Menschen im niederprasselnden Regen, ein junger Mann und eine junge Frau, sagt der Mann: "Ruf mich doch einfach am Montag an, dann machen wir eine Probeaufnahme, ganz unverbindlich. Einverstanden?" - "Einverstanden." - "Wie heißt du eigentlich?" - "Laura." - "Vincent".
Es ist einer von zu vielen Momenten, in denen es schwerfällt zu glauben, dass die Dialoge in Wenn's um Liebe geht der mehrfach preisgekrönte Drehbuchautor Uli Brée ( Vorstadtweiber, Tatort) geschrieben haben soll. Dass die Songs für den Liebesfilm von den "Söhne Mannheims"-Produzenten Michael Herberger und Jens Schneider stammen sollen, macht ähnlich fassungslos.
Die Geschichte von Laura (Inez Bjørg David) und Vincent (Maxim Mehmet) ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Nur dem Zuschauer ist von Anfang an alles klar: Die beiden gehören zusammen, ja sind füreinander bestimmt. Eine große Liebe, die aber erst Widerstände in Gestalt von Lauras Schwester Nina (Cristina do Rego) und Vincents Schützling Sunny (Julian Looman) überwinden muss, sie eine Pissnelke mit einem Kern aus vielleicht nicht Gold, aber zumindest Edelmetall, er eine Pissnelke mit einem Herz aus Blech.
Sunny ist Sänger von Schlagern, für die sich womöglich sogar Michael Wendler schämen würde - und auf der Suche nach einer Partnerin für einen Duett-Gesangswettbewerb. Zunächst soll Nina es richten, doch die verpatzt den ersten gemeinsamen Auftritt, Laura springt ein und singt so schön und rein, dass nur eine Intrige Nina noch Chancen auf den großen Auftritt lässt. Nach einem Autounfall kommt es zum Bruch zwischen den Schwestern sowie zwischen Sunny und Manager Vincent.
Wie überaus praktisch, dass sich Lauras Traum mit einem lange vergessenen von Vincent deckt! Vorsicht, Dialog: Sitzt Vincent bedröppelt bei seiner Mutter (Lina Wendel). Sie: "Was ist los?" - "Nichts. Ich habe nur das Gefühl, mein Leben läuft in die völlig falsche Richtung." - "Das sehe ich auch so. Schnaps?" - "Ja." Auf Mutti ist eben Verlass, hat sie doch zur rechten Zeit den Keller ausgemistet und dabei die in einem Karton vergrabenen Musiker-Ambitionen des Sohnes gefunden und damit wiederbelebt. Laura und Vincent gehören nicht nur zusammen, sie gehören auch zusammen auf die Bühne.
Das moderne Märchen von Regisseur Wolfgang Eißler ( Berlin am Meer) ist so penetrant auf Rührstück getrimmt, dass es für den zunehmend verstimmten Zuschauer eine Frage der Selbstachtung wird, diesem Kalkül nicht nachzugeben. Wenn's um Liebe geht geizt nicht mit Kitsch, ein Hauch Grips und Witz allerdings hätte wirklich nicht geschadet.
Wenn's um Liebe geht , Das Erste, 20.15 Uhr.