Oft kommt es nicht vor, dass man sich wünscht, die Post wäre später dran. Jürgen Brandt, der Geschäftsführer des Münchner ZS Verlags, hätte es jedenfalls begrüßt, wenn einige Belegexemplare ihre Empfänger erst diese Woche erreicht hätten. Denn eigentlich hätte die deutsche Ausgabe des Gourmetführers Gault & Millau, die bei ZS in Lizenz erscheint, erst an diesem Dienstag auf den Markt kommen sollen. Vorabinformationen hatte es nur für größere Medien gegeben, die sich vertraglich verpflichteten, vor Montagabend nichts zu veröffentlichen. Bei Verstößen wäre ein Zwangsgeld von 10 000 Euro fällig gewesen.
Die Gourmetbibel Gault & Millau, die zusammen mit dem Michelin zu den wichtigsten Restaurantführern zählt, verschickt aber auch Promotionspakete mit Belegexemplaren an Restaurants, die im Führer erwähnt sind. Der damit beauftragte Dienstleister verschickte diese Pakete jedoch versehentlich schon am vergangenen Donnerstag und nicht wie vorgesehen erst an diesem Montag. Prompt freuten sich einzelne Köche am Freitag in den sozialen Netzwerken öffentlich über ihre neue Bewertung. Der Münchner Foodblogger Götz A. Primke kam so an die vollständige Punkteliste und veröffentlichte sie schon am Freitagabend als Erster auf seinem Blog Legourmand.de. Der ZS Verlag sah sich schließlich am Sonntag gezwungen, seine Sperrfrist aufzuheben.
Glück nur für den Verlag, dass er in diesem Jahr wegen des verschobenen Starts seines Onlineportals auf eine öffentliche Preisverleihung im Oscarstil verzichtet hatte. Dem Konkurrenten Michelin hatte es vor zwei Jahren seine Preisgala verhagelt, weil das Onlineportal Sternefresser.de sämtliche Preisträger schon vorab verraten hatte.