Wo hört die Arbeit auf und wann beginnt die Freizeit? Wo ist das Büro und wo das Wohnzimmer? Arno Zilla kann diese Frage für sich nicht mehr beantworten. Also bleibt er in der Badewanne, seit nunmehr zwei Wochen schon - der sinnbildliche Versuch, sich über Wasser zu halten, nicht unterzugehen in den Zumutungen des modernen Arbeitslebens. Denn außerhalb des Badezimmers ist das Homeoffice, und dorthin kann und möchte er auf keinen Fall mehr zurück.
Malte Abraham erzählt in seinem Hörspiel Die weite weite Sofalandschaft von Menschen, die nicht mehr klarkommen mit ihrem Job, der ihrem Leben immer mehr zum Verwechseln ähnlich sieht. Und denen suggeriert wird, dass ihr Beruf im Grunde ein grenzenloser Urlaub ist, bei all den schönen Dingen, die sie tun, und dem heimeligen Umfeld, in dem jedes Büro von einer Sofalandschaft gar nicht zu unterscheiden ist.
Besonders grotesk ist die Gegenüberstellung eines Reisebüroinhabers, der vor der Insolvenz steht, sich selbst entlassen möchte, was ihm jedoch misslingt, und dem Betreiber eines Freibades, dem die Gäste fernbleiben. Die Tropen ziehen nicht mehr bei den Touristen, weil das ganze Leben schon Erholung ist. Und das Freibad ist vielen zu altbacken, zu wenig tropisch. Eigentlich müssten sich die beiden Männer zusammentun, aber dafür denken sie zu sehr in überkommenen Strukturen. Sie sind nicht bereit, den anscheinend notwendigen irrwitzigen Gedanken zu folgen, die in die Welt des so genannten Smart Workings führen. Respektive in ein Altersprekariat reinrutschen, das ihnen ein stressfreies Leben vorgaukelt, für das sie unentgeltlich arbeiten.
Die weite weite Sofalandschaft ist eine über weite Strecken witzige, immer wieder auch die Opfer des kritisierten Systems entlarvende Erzählung über die Konkursmasse Mensch. Über einen Teufelskreis, in dem untergeht, wer sich nicht anpasst an die neue Arbeitswelt. Und verrückt wird, wer sich ihr aussetzt.
Die weite weite Sofalandschaft , DLF Kultur, Mittwoch, 22.03 Uhr.