Die Serien des Monats:Schwer was los

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(Foto: N/A)

Das Silicon Valley, die Napoleonischen Kriege, eine Weltklasse-Diebin, die Colonia Dignidad - und das ist noch längst nicht alles, was die Empfehlungen zu bieten haben.

Genug von Weihnachtsfeiern, Familienfesten und romantischen Fernsehkomödien? Die SZ-Medienredaktion stellt die besten Serien im Dezember vor - allesamt frei von Weihnachtskitsch.

The Marvelous Mrs. Maisel

Was passiert: Mrs. Maisel (Rachel Brosnahan), Stand-up-Komikerin und in den Sechzigern frühemanzipiert, wird in der dritten Staffel sehr erfolgreich und darf im Vorprogramm des Sängers Shy Baldwin auftreten. Ihr Ex-Mann passt derweil auf die Kinder auf und ihre fantastische Managerin wird spielsüchtig. Die Komik funktioniert nicht nur grandios in der Handlung, sondern auch in den Stand-up-Teilen, was früher eine kleine Schwäche der Serie war.

Heimlicher Star: Abe Weissmann, der Vater von Midge Maisel (gespielt von Monk-Darsteller Tony Shalhoub), der sich wiederum von seiner eigenen Strenge emanzipiert und versucht, ein Beatnik zu werden. Was ihn zur liebenswerten Gegenfigur macht.

Nicht geeignet für: Alle, die gern Psychogramme von Serienmördern sehen. Maisel verpackt ihre Botschaft in Hutschachteln und Scherzen. David Pfeifer

Zu sehen bei Prime.

Jett

Was passiert: Daisy "Jett" Kowalski, Weltklassediebin und Mutter einer kleinen Tochter, will ein letztes großes Ding drehen, bevor sie sich zur Ruhe setzt. Das Ding geht schief, Jett (Carla Gugino) gerät zwischen zwei verfeindete Gangsterbosse, ohne eine Idee, wem sie noch vertrauen kann.

Heimlicher Star: Bennie, Auftragskiller und Anhänger fernöstlicher Entspannungstechniken, der sich in sein Entführungsopfer verliebt. Christopher Paul Backus wickelt einen als Zuschauerin mit seinem Spiel so ein, dass man ihm seine Gewalttaten kaum übel nimmt- was der Serie schon fast Soprano s-Qualitäten verleiht.

Nicht geeignet für: Klassische Familienfernsehabende. Wenn nicht gerade erniedrigt, gefoltert oder gemordet wird, hat jemand Sex oder läuft nackt herum. Luise Checchin

Zu sehen bei Sky. Die Langkritik können Sie hier nachlesen.

Silicon Valley

Was passiert: Der junge Programmierer Richards Hendricks (Thomas Middleditch) entwickelt einen Algorithmus, der die Welt verändern könnte. Dann passiert in dieser verrückten Persiflage so ziemlich alles, wofür das Techniktal an der Pazifikküste, die Start-ups und ihre Gründer berühmt und berüchtigt sind. Die sechste und letzte Staffel stellt die Frage: Wie mächtig darf eine Firma werden? Die Antwort dürfte den wahren Silicon-Valley-Milliardären nicht gefallen, jedoch - und auch das ist eine der Botschaften - völlig egal sein.

Heimlicher Held: Der integre Mitarbeiter Donald "Jared" Dunn (Zach Woods), der stets als Gewissen von Richard dient und sich in dieser Staffel wegen moralischer Bedenken von ihm abwendet.

Nicht geeignet für: Milliardäre. Werden als neurotische, gewissenlose Idioten dargestellt. Jürgen Schmieder

Sechs Staffeln. Zu sehen auf Sky. Die Langkritik können Sie hier nachlesen.

Ramy

Was passiert: Ramy ist Ende zwanzig, lebt noch bei seinen Eltern in New Jersey und weil das Start-up, in dem er arbeitete, pleite ist, hat er Zeit zum Nachdenken: Über die Liebe, das Leben, seine Religion. Denn Ramy ist zwar ein klassischer amerikanischer Millennial, aber er ist eben auch ein Kind ägyptisch-palästinensischer Einwanderer und gläubiger Muslim. Der Schauspieler Ramy Youssef hat aus diesem Stoff, der grob an seine eigene Lebensgeschichte angelehnt ist, eine kluge Comedy gemacht.

Heimlicher Star: Der Comedian Steve Way, der so sehr mit schwarzem Humor glänzt, dass kaum auffällt, dass er wegen Muskeldystrophie im Rollstuhl sitzt.

Nicht geeignet für: Kontrollfreaks. Ramy spielt so geschickt mit Vorurteilen, dass nach dem Schauen die Welt um einiges ambivalenter und komplizierter erscheint als zuvor. Luise Checchin

Läuft bei Starzplay. Die Langkritik können Sie hier nachlesen.

Dignity

Was passiert: Endlich soll es Paul Schäfer an den Kragen gehen. Doch sein Einfluss reicht weit über die Grenzen seiner Colonia Dignidad hinaus. Die Sekte des Deutschen im Süden Chiles, in der Menschen misshandelt, missbraucht und getötet werden, ist schwierig zu bekämpfen, ein junger Bundesanwalt wagt es dennoch.

Heimlicher Held: Die mutige Polizistin Pamela Rodriguez (Antonia Zegers), die eine Hiesige ist und sich alle zum Feind macht, indem sie sich mit dem Bundesanwalt verbündet.

Nicht geeignet für: Fundamentale Christen. Ihr Weltbild wird in Brand gesteckt. Stefan Fischer

Acht Folgen. Zu sehen bei Joyn+. Die Langkritik können Sie hier nachlesen.

Vanity Fair

Was passiert: England stürzt sich in die Napoleonischen Kriege, die herrschende Klasse der Insel ist sich ihrer sozialen Überlegenheit nur zu bewusst - Emporkömmlinge hält sie sich entschieden vom Hals. Doch kaum einer bleibt von einer schmachvollen persönlichen Niederlage verschont.

Heimlicher Held: Die alte Matilda Crawley (Frances de la Tour). Sie ist als Einzige wirklich unabhängig - was sie auskostet.

Nicht geeignet für: Menschen, die keine Freude an Böswilligkeiten haben. Stefan Fischer

Sieben Folgen. Zu sehen in der Arte-Mediathek.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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