Cornelia Holsten:Ausgeplaudert

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Die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt hat einen Medienpodcast gemacht. Jetzt hat sie ihn nach nur zwei Folgen und jeder Menge Kritik eingestellt. Das Publikum habe den Humor einfach nicht verstanden.

Von Nina Mohs

Es ist gerade mal ein paar Wochen her, dass Cornelia Holsten ihren Podcast gestartet hat. Nun setzt die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt Unreguliert. Frau Holsten fragt nach schon wieder ab. Nach nur zwei Folgen und jeder Menge Kritik.

Eigentlich wollte Cornelia Holsten einfach über Geschichten "in und mit den Medien" plaudern, so schreibt sie in der Beschreibung für ihren Podcast. Für die erste Folge hatte sie den Modeblogger Maximilian Arnold interviewt. Ihre Fragen an den "sehr tollen Gast", den "sehr, sehr erfolgreichen Fashion-Blogger" mit dem "wirklich schönen" Zweitnamen Georg: Wie er seiner Oma seinen Beruf erkläre? Ob er auch mal einen Bad-Hair-Day habe? Wie groß sein Schrank sei? Beide lachen viel, meist über ihre eigenen Witze.

Warum stellt ausgerechnet die Direktorin einer Kontrollinstanz keine kritischen Fragen?

Die Kritik in Branchenmedien und im Netz widmete sich vor allem dem Rätsel, warum ausgerechnet die Direktorin einer Landesmedienanstalt, einer Kontrollinstanz für Hörfunk, TV und Internet also, keine kritischen Fragen stellt. Etwa zu den umstrittenen Methoden zur Steigerung der Instagram-Reichweite, für die Modeblogger Arnold kritisiert wird. Oder zu seinen Postings, die sich wortgleich auf anderen Webseiten finden, wie das Branchenportal Übermedien berichtet. Magnus Buhlert, der medienpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, merkte in der taz an, es sei zwar richtig, wenn Holsten "auf das, was sie im Amt tut, öffentlich hinweist". Aber "wenn sie das versucht, muss sie die Kriterien im Kopf haben, und die Qualität muss stimmen".

Cornelia Holsten selbst sagt am Telefon, dass sie in ihrem Podcast nicht die Notwendigkeit gesehen habe, "Reguliererin zu sein". Ihre Idee sei es gewesen, "mit einer spielerischen Darstellungsform und einem Perspektivwechsel das Interesse an Medienthemen zu wecken". Das sei nicht geglückt, das Publikum habe Humor und Selbstironie nicht erkannt.

Das Publikum also unfähig, das Ganze zu mühsam. "Der Aufwand, die entstandene Debatte zu führen, ob eine Anstaltsdirektorin so etwas machen darf, steht nicht im Verhältnis zur Idee und zum Ziel des Projekts", sagt sie. Selbstkritik? Erst mal nicht.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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