Comedian:Amüsieren und Informieren

Lesezeit: 2 min

Über die Komik des Hasan Minhaj, dessen neue Show in Saudi Arabien nicht komplett gezeigt werden darf.

Von Luise Checchin

Als Hasan Minhaj 2017 seinen Durchbruch in der Comedy-Branche feierte, war das Setting an sich schon eine Pointe. Er, der muslimische Amerikaner mit indischen Wurzeln, moderierte das prestigewürdige White House Correspondents' Dinner, während der von der Presse gekränkte Donald Trump zu Hause blieb und zahlreiche Komiker den Veranstaltern zuvor als Moderatoren abgesprungen waren. "Niemand wollte das hier machen, also muss es natürlich ein Immigrant tun", scherzte Minhaj damals. Videos von dem Auftritt gingen um die Welt.

Minhaj wollte von Anfang an für ein - wie er es nennt - "neues braunes Amerika" sprechen. In der Folge seiner Netflix-Show Patriot Act with Hasan Minhaj, die der Streaming-Dienst in Saudi-Arabien nun auf Druck Riads aus dem Netz genommen hat, klingt das zum Beispiel so: Er könne nicht fassen, sagt er da, dass seine nicht-muslimischen Mitbürger erst einen Mord an einem Washington-Post-Journalisten gebraucht hätten, um zu verstehen, dass Kronprinz Salman kein Reformer sei: "Unterdessen dachte sich jede muslimische Person, die du kennst: ,Ach, was ihr nicht sagt.'" Man kann die Show als die Essenz von Minhajs beachtlichem Schaffen sehen.

1985 im kalifornischen Davis als Sohn indischer Einwanderer geboren, studierte er Politik, bevor er sich der Comedy verschrieb. 2014 stieg er als Korrespondent bei der US-Nachrichten-Satire Daily Show ein. Brown in Town hieß eines seiner Formate, in dem er etwa nach Kentucky reiste, wo ein indischstämmiger Amerikaner ein Fortbildungsprogramm für arbeitslose Kohlearbeiter geschaffen hat, dem Präsident Trump, selbsternannter Retter der Kohleindustrie, die Gelder abdrehen will. "Du sagst also, braune Menschen können Amerika wieder groß machen?", fragt Hasan Minhaj einen Teilnehmer des Fortbildungsprogramms (einen weißen, übergewichtigen Ex-Kohlearbeiter). "Klar doch", antwortet der und die beiden umarmen sich.

Rassismus entlarven, durch Kritik, die pädagogisch wertvoll, aber trotzdem lässig ist, das war von Anfang an das Konzept von Minhajs Komik. Das tat er auch in seiner Show Homecoming King, von 2015, die Netflix später als Comedy Special aufzeichnete. Darin erzählt er nicht nur von den Ausgrenzungserfahrungen, die er als indischstämmiger Muslim in den USA erlebt hat, sondern auch davon, wie er sich als Jugendlicher von seinem traditionell geprägten Elternhaus emanzipiert hat. Minhaj steht damit, ähnlich wie sein Kollege Aziz Ansari, für eine US-Comedy-Szene, die sich immer mehr diversifiziert und damit auch ein immer vielfältigeres Publikum anspricht.

Mit der neuen Patriot Act-Show steht Minhaj inhaltlich in einer Komik-Tradition, wie sie etwa der Brite John Oliver in seiner Last Week Tonight Show vertritt. Eine Comedy also, die nicht nur witzig, sondern auch informativ sein soll, die Fakten recherchiert und Missstände aufdeckt. Die Schlagkraft von Olivers humoristische Tiefenbohrungen in hochkomplexe Sachverhalte hat Minhaj zwar nicht, vielleicht noch nicht, aber seine Analyse der saudi-arabischen Verfehlungen ist trotzdem so entlarvend und pointiert, dass man sich über den Unmut Riads nicht wundern mag. Wobei - und diese Pointe müsste Minhaj eigentlich gefallen - Saudi-Arabien mit seiner Zensur-Forderung hübsch bestätigt, was die Show kritisiert.

© SZ vom 03.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: