Britische Studie:Generation Spotify

Das Reuters Institute der Universität Oxford hat 70000 Online-Nutzer in 36 Ländern befragen lassen. Die gute Nachricht: Die Bereitschaft, für Journalismus zu zahlen, steigt. Die schlechte: Das Vertrauen in Medien ist insgesamt nicht überragend.

Leser und Zuschauer sind wieder zunehmend bereit, für hochwertigen Journalismus zu zahlen. Dies geht aus dem am Donnerstag vorgestellten Digital News Report 2017 des Reuters Institute der Universität Oxford hervor, für den im Januar und Februar 70 000 Online-Nutzer in 36 Ländern vom Meinungsforschungsinstitut You Gov befragt wurden. Im internationalen Durchschnitt gibt demnach gut jeder Zehnte für Abos oder einzelne Artikel Geld aus (13 Prozent), in Norwegen beträgt der Anteil sogar 26 Prozent. Die Deutschen sind vergleichsweise geizig: Kaum jeder Zehnte zahlt, drei Prozent haben ein Digital-Abo.

Die Zahlungsbereitschaft wächst vor allem bei Nutzern unter 35. Als Spotify- oder Netflix-Abonnenten erwarten sie nicht, dass alles im Internet kostenlos ist. Auch auf Adblocker wird zunehmend verzichtet. Offenbar steigt das Bewusstsein, dass guter Journalismus finanziert werden muss.

Vor allem die Diskussionen nach der US-Präsidentschaftswahl haben offenbar viele Menschen dazu bewogen, ihre Informationsquellen wieder genauer auszuwählen. In den USA sei der Anteil derjenigen, die für gute Qualität zahlen wollen, im Vergleich zum vergangenen Jahr von 9 auf 16 Prozent gestiegen. Nur etwa jeder vierte Befragte glaubt, dass man in den sozialen Netzwerken Fakten von Fiktion gut unterscheiden könne. Den traditionellen Medien trauen das aber auch nur 40 Prozent zu, also nicht einmal jeder zweite.

Das Vertrauen in Medien ist insgesamt nicht überragend. So gab fast ein Drittel an, grundsätzlich einen Bogen um Journalismus zu machen. Jeder Dritte davon begründet das mit Zweifeln am Wahrheitsgehalt, und 44 Prozent haben eine ganz einfache Erklärung: Nachrichten machen schlechte Laune.

© SZ vom 23.06.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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