Bilanz:Bezahlfernsehen in Sektlaune

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Früher war mehr Sport: Pay-TV hat sich stark gewandelt - zum Besseren, wie die Jahresbilanz zeigt. Heute stehen lokale Eigenproduktionen im Vordergrund, und die Zahlen sprechen dafür.

Von David Denk

Auch wenn eingedenk der Uhrzeit alle brav bei Kaffee, Wasser und Saft blieben und das angebotene Bier verschmähten: Beim Pay-TV-Jahrespressegespräch des Privatsenderverbands VAUNET (vormals VPRT) am Mittwoch in München herrschte Sektlaune. Es läuft richtig gut für die Branche, die im Windschatten des Erfolgs kostenpflichtiger Streamingdienste wie Amazon und Netflix neue Zuschauerrekorde feiern kann: 18,5 Millionen Pay-TV-Seher gab es im Spitzenmonat Dezember 2017, die durchschnittliche Reichweite lag voriges Jahr aber mit 16,2 Millionen auch deutlich höher als im Jahr zuvor (13,1 Millionen).

Auch die Zahl der Abonnenten ist gestiegen - von 7,5 Millionen 2016 auf rund 7,7 im vergangenen Jahr. Der Verband geht davon aus, im laufenden Jahr die Acht-Millionen-Marke zu durchbrechen. Anbieter von Pay-TV und aus dem stärker wachsenden Pay-Video-on-Demand-Bereich verzeichneten 2017 ein Umsatzplus von rund 15 Prozent und erwirtschafteten in Deutschland 3,1 Milliarden Euro. Sky-Sprecher Ralph Fürther nahm die Erfolgsmeldungen zum Anlass, an Zeiten zu erinnern, in denen Pay-TV "nah dran am Schimpfwort" war. "Davon ist wenig übrig geblieben."

"Wir beflügeln uns ja alle gegenseitig", fasste Katharina Behrends, Geschäftsführerin von NBC Universal Global Networks in Zentral- und Osteuropa, die Entwicklung zusammen, die nicht mehr so stark vom Sport, sondern maßgeblich von lokalen Eigenproduktionen vorangetrieben wird. Insbesondere der boomende Serienbereich biete "Chancen zur langfristigen Zuschauerbindung", sagte Hannes Heyelmann, als Geschäftsführer von Turner Broadcasting System in Zentral- und Osteuropa etwa für den Erfolg der Gangsterserie 4 Blocks mitverantwortlich, die im Oktober in die zweite Staffel geht und mittlerweile über Amazon in 200 Ländern abrufbar ist. Hauptaugenmerk müsse es sein, originär deutsche Geschichten auf internationalem Niveau zu erzählen, so Heyelmann, auch wenn Auslandsverkäufe, wie Sky-Filmchef Marcus Ammon anmerkte, mittlerweile einen relevanten Beitrag zum Produktionsbudget von Groß-Serien wie Babylon Berlin leisten. Ammon plädierte für eine Eigenständigkeit von Pay-TV-Produktionen: "Wir können nicht immer besser sein als das Free-TV, aber wir müssen den Mindestanspruch haben, anders zu sein." Als Beispiel führte Ammon die Plattenbau-Horrorserie Hausen an, die gerade für Sky geschrieben wird.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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