Am Kiosk:Miezenmanie

Katzen, die wie Romy Schneider posieren und Horoskope fürs Haustier: Das neue, opulente Magazin "Miau" verspricht Katzenfreundinnen Entschleunigung.

Von Benedikt Frank

Die Liebe des Menschen zur Katze lässt sich gut zu Geld machen. Nach unzähligen Webseiten voller Cat-Content gibt es längst auch Gedrucktes, das sich den Tieren widmet. Geliebte Katze, Cats Today, Das Schweizer Katzen Magazin. Mit Miau liegt jetzt ein neues an den Kiosken, mit 148 dicken Seiten fast ein Buch. Anders als die Konkurrenz erhebt es die Miezenmanie mit Opulenz zum Lebensgefühl: Mit verspielten Grafiken, liebevollem Layout und vielen Bildern wirkt es wie die Wohlfühlhefte Flow oder Hygge. Aber wer soll es lesen? Offenbar angehende Katzenbesitzerinnen, für die es viele Ratgeberthemen gibt. "Während der Paarungszeit raufen wir Kater uns vielleicht etwas häufiger und markieren alles mit ein wenig Urin", erzählt da ein Kater und fordert selbstkritisch seine eigene Kastration. Eine Fotostrecke zeigt Katzen, die mit Romy Schneider und Elizabeth Taylor posieren. Und dann sind da noch Rassen-Sammelkarten zum Raustrennen. Ansätze störender Rationalität lassen sich zugunsten schnurrender Gefühligkeit überblättern: Dass schwarze Katzen Unglück bringen, sei Aberglaube, steht vorn. Ein Horoskop gibt es weiter hinten trotzdem, für die Tiere, nicht die Besitzer. Hinter Miau steckt Gruner + Jahrs Content-Marketing-Agentur Territory. Was die an Katzen interessiert, verrät eine Grafik im Heft: Katzenbesitzer geben im Schnitt jährlich 700 Euro fürs Haustier aus, sind also solvent.

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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