Abspann-Kolumne:Eins noch

Beobachtungen aus der Medienlandschaft. Diesmal: ein Podcast-Interview mit Harvey Weinsteins Anwältin - und einer überraschenden Wendung.

Von Laura Hertreiter

Weinsteins Verteidigerin Donna Rotunno (Mitte) bei der Zeugenbefragung. (Foto: Jane Rosenberg/Reuters)

Die Gastgeberin hat sich schon fürs Gespräch bedankt und zur Verabschiedung angesetzt, da fällt ihr noch eine Frage ein. Eine Frage, die aus einem sehr guten Interview ein kleines Juwel macht. Dabei ist schon die Gesprächskonstellation hochkarätig: Für den Podcast The Daily der New York Times interviewt die Journalistin Megan Twohey die Juristin Donna Rotunno: Die pulitzerpreisgekrönte Reporterin, die zu den Enthüllungen um Harvey Weinstein beigetragen hat, befragt die Anwältin, die den Hollywoodproduzenten im Prozess um die Missbrauchsvorwürfe vertritt.

Es geht um das Auseinanderklaffen von juristischer Logik und Moral, um Opfer, Täter und Kalkül, all das in selten erreichter Tonlage: kontrovers, aber respektvoll, sachlich, aber spannend. Danke, auf Wiedersehen, halt, eins noch: Ob Rotunno selbst je sexuelle Gewalt erlebt habe? Nein, sagt Rotunno. Weil sie sich nie in eine potenzielle Opfersituation gebracht habe. Kleine Stille. Dann folgen zehn Gesprächsminuten, die eigentlich alles erzählen über mögliche Missverhältnisse von Sex und Macht, von Verantwortungsfragen bis hin zu unterschriebenen Beischlafvereinbarungen. Brillant.

https://www.nytimes.com/column/the-daily

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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