Sie sind Reiseweltmeister - doch in der Fremde fühlen sie sich am wohlsten, wenn es deutsches Bier und die Bild-Zeitung gibt. Sie lieben London und Paris - aber nur, wenn im Hotelfernseher RTL 2 läuft. Die Deutschen im Ausland, das ist Stoff für Klischees und schöne Anekdoten. Und nun auch für eine ernsthafte Untersuchung. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat herausgefunden, wie international die Deutschen sind. Das Ergebnis: Fast jeder zweite Deutsche hat Freunde oder Angehörige im Ausland. 58Prozent der befragten 2700 Deutschen reisen regelmäßig ins Ausland, 18 Prozent haben schon einmal mehrere Monate in der Ferne gelebt.
Fast jede sechste Ehe in Deutschland ist international.
(Foto: Foto: Istockphoto)Der Bundeskosmopolit bleibt dabei lieber unter seinesgleichen: Die Hälfte seiner Kontakte im Ausland sind andere Deutsche oder ausländische Verwandte. Mit ,,Mein Freund ist Ausländer'' meinen Bundesbürger vor allem Bekannte in Nordamerika, Europa und Australien; wahrscheinlich kennen die meisten Deutschen mehr US-Amerikaner in Übersee als Migranten in der eigenen Straße.
Besonders häufig knüpfen Deutsche Kontakte zu Menschen aus den USA, Frankreich und Großbritannien, dahinter folgt Spanien als Reiseland und Rentnerruhesitz. In Asien und Afrika kennen die Deutschen statistisch keine Menschenseele. Auch zur Türkei sei die soziale Distanz größer als zu weit entfernten Ländern wie Australien und Kanada, erklärt Wissenschaftler Steffen Mau.
Wie weltgewandt sind die Deutschen? Welche Sprachen sprechen sie, wohin fahren sie in Urlaub, welche Ausländer heiraten sie? Eine Spurensuche in der Statistik.
(Quellen: Eurostat, Eurobarometer, Europäische Union, Statistisches Bundesamt, World Tourism Organization)