"Vogue"-Bildband:Die Mutter der Modemagazine

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Fabelhafte Bilder, aber ein bisschen viel PR: Heute erscheint bei der Collection Rolf Heyne ein opulenter Band über die Erfolgsgeschichte der "Vogue".

Mirja Kuckuk

Seit 1892 ist die Vogue tonangebend. "Before it's fashion it's in Vogue" lautet eine Modeweisheit. Auf über 400 Seiten illustriert die Collection Rolf Heyne die stilsichere Geschichte der amerikanischen Modezeitschrift.

Die Vogue ist ein Phänomen. Selbst wer am Kiosk Modemagazine links liegen lässt, dem ist der Name ein Begriff. Vogue, das sind die schönsten Frauen, spektakulär und stilvoll in Szene gesetzt. Wer einmal den Titel der Vogue geziert hat, hat es in der Welt der Schönen und Reichen geschafft. Moderedakteure greifen zu den hochglänzenden Seiten, um die nächsten Trends herauszulesen, mancher Art Director sucht auf ihnen nach Anregungen fürs nächste Design.

Und spätestens seit Meryl Streep in "Der Teufel trägt Prada" die gefürchtete Chefredakteurin eines der "wichtigsten Modemagazine" gab, weiß auch der gemeine Modekonsument, wie dünn die Luft da oben um Vogue-Chefin Anna Wintour sein muss. Die gebürtige Londonerin ist seit 1988 Chefin der amerikanischen Vogue und brachte zahlreiche Designer nach oben. The Guardian nannte sie deshalb "the unofficial mayoress of New York".

Ein kurzes Namedropping dürfte reichen, um nachzuvollziehen, dass die Vogue seit zwölf Jahrzehnten ungebrochen ihr Image als Avantgarde-Blatt pflegt: Picasso und Dalí malten für sie, Helmut Newton und Annie Leibovitz fotografierten, Truman Capote und Susan Sontag lieferten Beiträge. Norberto Angeletti und Alberto Oliva, die meinen, ein solches Werk sei "längst überfällig", tragen minutiös die Geschichte der wechselnden Herrschaft über die Titelphilosophie zusammen und erzählen Anekdoten rund um die Entstehung einzelner Cover. Der Szenekenner wird es neugierig goutieren, dem Branchenfremden wird zuweilen der Kopf schwirren angesichts des stakkatohaften "who is who".

Im letzten Teil des opulenten Bandes kommt die Chefin höchstpersönlich zu Wort. Dem Leser werden Einblicke in den Redaktionsalltag und damit in das Erfolgsrezept versprochen. Leider lesen sich die O-Töne der Blattmacherin und ihrer Kollegen nicht selten wie lupenreine Unternehmens-PR. Wenig Aufschlussreiches trägt beispielweise die für die Titel-Shootings verantwortliche Redakteurin Tonne Goodman bei, wenn sie "verrät", dass diese Aufnahmen gut vorbereitet werden müssen, immer aber auch ein Überraschungsmoment einzukalkulieren sei.

Der Blick auf die fabelhaften Fotografien und Illustrationen versöhnt letztendlich wieder und führt vor Augen, warum die Vogue eine grande dame ist. Manchmal sagen Bilder einfach mehr als Worte.

Norberto Angeletti & Alberto Oliva: "Vogue. Die illustrierte Geschichte des berühmtesten Modemagazins der Welt". Mit Texten von Anna Wintour, Grace Mirabella, S.I. Newhouse, Susan Sontag u.a., 440 Seiten, über 600 Abbildungen, 98 Euro

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