Verbote:Aber ich darf das!

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Schilder bekleben ist natürlich auch verboten. Lässt sich der Aufkleber einfach wieder abziehen, ist das aber nicht so wild. (Foto: Getty Images)

Manche Erwachsene machen Dinge, die total verboten sind. Schimpfen wie ein Rohrspatz zum Beispiel. Oder Spielzeug zerstören! Andere haben das sogar zu ihrem Beruf gemacht. Aber wer sind die, die das dürfen? Fünf weitere Beispiele.

Von Katrin Freiburghaus

Bei Rot über die Ampel fahren

Das passiert normalerweise: Bis zu 360 Euro Strafe samt Fahrverbot

Um schnell bei Verletzten zu sein, darf Notfallsanitäter Richard Hahn jede Straßenverkehrsregel brechen. "Aber nur, wenn Leib und Leben in Gefahr sind." Er macht das seit 30 Jahren. Einen Unfall hatte er dabei noch nie, einen Vorgarten allerdings hat er schon mal ruiniert. Er hilft im Schichtdienst und an Wochenenden bei allem von der Beule bis zum Schlaganfall - und hat schon 25 Babys mit auf die Welt geholt.

Schimpfen wie ein Rohrspatz

Das passiert normalerweise: Mama und Papa werden ziemlich grantig

Als sie in der Schule wegen ein paar geklauter Sticker "Blöde Kuh!" rief, gab es gewaltigen Ärger. Heute darf Rapperin Yasmo auf der Bühne so viel schimpfen, wie sie will - harte Worte gehören zum Geschäft. Trotzdem benutzt sie Schimpfwörter nur selten. Warum? "Damit ihre Wirkung größer ist." Guten Rap macht für sie anderes aus: "Geschichten, Rhythmus, Reime - und üben, üben, üben. Zu viele Schimpfwörter werden langweilig." Aber sie helfen, Wut zu unterstreichen - "mehr, als wenn ich dazu nur böse schauen würde".

Tierparkgiraffen füttern

Das passiert normalerweise: Man fliegt hochkant aus dem Tierpark

Hotdogs, Kuchen, Schokoriegel? Giraffen essen so was sicher gern, bekommen davon aber fieses Bauchweh. Die Münchner Giraffen füttern darf deshalb nur Florian Hundshammer - mit einer Mischung aus Heu, Laubbaumsorten und Kraftfutter. Kleiner Trost: Er muss dafür auch alles andere machen, was so mit Ernährung zu tun hat, zum Beispiel Giraffen-Kacka wegräumen - und davon ziemlich viel.

Spionieren und Waffen tragen

Das passiert normalerweise: Hohe Geld- und Haftstrafen

Undine Schmidt darf in der Öffentlichkeit eine echte Waffe tragen. Sie fand das am Anfang gar nicht cool, es machte ihr "eher ein mulmiges Bauchgefühl". Herumgefuchtelt wird damit keinesfalls, sagt die Polizeioberkommissarin: "Die Verantwortung ist sehr groß. Meine Dienstwaffe ist ein gefährlicher Gegenstand, der anderen schweren Schaden zufügen kann." Sie dient nur zum Selbstschutz und zum Schutz anderer Leben. Auch die Sache mit dem Lauschen geht nicht einfach so. "Ich brauche dafür eine richterliche Erlaubnis." Die Geräte, die dafür zum Einsatz kommen, sind kinotauglich: Ferngläser, Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräte Mikrofone und Peilsender. Talent hatte sie dazu schon als Kind. "Selbstverständlich habe ich ab und zu gelauscht." Ärger gab es aber selten, denn: "Meistens wurde ich nicht erwischt."

Spielzeug zerstören

Das passiert normalerweise: Niemand leiht einem mehr etwas aus

Geht gar nicht, finden Geschwister, findet Papa, finden alle! Einer muss es trotzdem machen: Robert Ziegler. Er arbeitet beim TÜV SÜD als Produktspezialist in der Abteilung Kindersicherheit. Dort werden absichtlich Spielsachen zerstört, um "wichtige Informationen über ihre Festigkeit zu bekommen", sagt Robert Ziegler. Wird Kaputtmachen langweilig, wenn man es beruflich macht? Ziegler zündet Spielzeuge an, schaut, ob kleine Teile abfallen oder man sich daran verletzen kann. Auch wenn man dafür bezahlt wird, bleibt Kaputtmachen "unglaublich spannend", sagt er.

Vom Beckenrand springen

Das passiert normalerweise: Der Bademeister schimpft patzig

"Ich mache das aber nur, wenn es unbedingt nötig ist, um Leben zu retten", sagt Sara Bonetti. Richtig gegen das Sprungverbot zu verstoßen, ist nämlich gar nicht so leicht: Sie muss Wassertiefe, die anderen Badegäste und den Temperaturunterschied richtig einschätzen. Sonst drohen Kreislaufprobleme oder schwere Verletzungen. Ein bisschen Spaß macht es trotzdem. "Das Verbot hat mich als Kind schon geärgert, aber nicht so sehr wie Leute, die andere vom Beckenrand geschubst haben."

Drogen verkaufen

Das passiert normalerweise: Je nach Menge und Droge droht Gefängnis

Amphetamin, Morphin und Fentanyl sind starke Betäubungsmittel, die auch als Drogen missbraucht werden. Wer sie unerlaubt besitzt oder verkauft, riskiert deshalb Geld- oder Gefängnisstrafen. Julia Selge verkauft sie. Ganz normal in einem Geschäft. Denn sie helfen zum Beispiel gegen starke Schmerzen. Julia Selge heißt eigentlich anders und ist Apothekerin. Die Wirkstoffe werden von ihr nicht heimlich in schaurigen Parkecken übergeben, sondern zu den Öffnungszeiten und nur an Menschen, die vom Arzt ein Rezept dabei haben. Etwas Besonderes sind diese speziellen Medikamente für sie trotzdem. Sie muss genau aufschreiben, wann sie was an wen verkauft hat. "Da sollten keine Fehler passieren." Und nichts geklaut werden: "Deshalb liegen die nicht neben den Hustenbonbons, sondern in einem Tresor."

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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