Vampir-Darstellerin Kate Beckinsale über Ekel:"Blut ist kein Problem"

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Schon vier Mal hat sich Hollywood-Star Kate Beckinsale für die "Underworld"-Saga in einen hautengen Latexanzug gequetscht. Zum Start des neuen Vampir-Films spricht sie über die Gründe für die ungebrochene Popularität der blutrünstigen Wesen, über Filmblut, ekelerregende Speisen - und darüber, wie sie in das Kostüm passt.

Anke Sterneborg

Schon zum vierten Mal hat Kate Beckinsale sich in den hautengen Latexanzug gequetscht, um in der beinahe unheimlich erfolgreichen "Underworld"-Saga die vampirische Action-Amazone Selene zu geben (seit 2. Februar im Kino). Ein guter Anlass, um mit der Britin und Ex-Vegetarierin über Essen, Trinken und Ekel zu sprechen.

Damit Unterworld-Darstellerin Kate Beckinsale in das hautenge Latexkostüm ihres Film-Alter-Egos "Selene" passt, isst sie während der Dreharbeiten vor allem Geflügel und Salat. "Ich bin immer froh, wenn das wieder vorbei ist." (Foto: AFP)

SZ: Wie erklären Sie sich die ungebrochene Popularität von Vampiren?

Kate Beckinsale: Vampire üben auch deshalb eine große Faszination auf die Menschen aus, weil sie all diese metaphorischen Bezüge zur Wirklichkeit haben, zu Viruserkrankungen und Suchtverhalten, zu Genozid und Reinrassigkeit. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die Menschen das Gefühl haben, ihren Appetit unablässig zügeln zu müssen, fortwährend müssen sie den Konsum von Essen, Alkohol, Drogen kontrollieren. Wesen, die von ihrem Appetit beherrscht werden, üben da wahrscheinlich eine besondere Faszination aus.

SZ: Für Vampire ist die Nahrungsaufnahme eher existentiell als sinnlich. Essen Sie gerne?

Beckinsale: Ich denke schon, es ist mir wichtig, mein Essen zu genießen, mit all seinen Texturen, Gerüchen und Aromen. Bei den Dreharbeiten dieser Filme esse ich allerdings eine Menge gekochtes Hühnchen mit Salat, damit ich in das enge Latexkostüm passe. Ich bin immer froh, wenn das wieder vorbei ist.

SZ: Im Vergleich zu den Vorgängerfilmen gibt es in "Underworld Awakening" noch einmal mehr Blut und Gewalt. Eigentlich müssten die Zuschauer davon abgestoßen sein, ganz so wie in der Realität.

Beckinsale: Das ist doch ein Film, der ganz offensichtlich in einer Fantasywelt spielt, mit Kreaturen, die nicht wirklich existieren. Mit all diesen CGI-Effekten hat das den Charakter einer Geisterbahnfahrt, da gelten andere Regeln als in der ganz realen Wirklichkeit, bei einem Unfall auf einem Familienausflug, bei dem das Blut echt ist. Menschen in Monsteranzügen sind nur eine Ausgeburt der Phantasie, das hat einen anderen Tonfall und ist von vornherein viel abstrakter.

SZ: Und vor was ekeln Sie selbst sich im Kino besonders?

Beckinsale: Vor Erbrochenem. Ich hasse es, wenn sich Menschen übergeben, und ich finde, dass das in Filmen viel zu häufig passiert. Meine Tochter mag das auch nicht, und wann immer jemand in einem Film Alkohol trinkt, warnt sie schon: "Pass auf, gleich übergibt sich wieder jemand!" In der Regel hat sie recht.

SZ: Vor welchem Essen ekeln Sie sich?

Beckinsale: Vor einer ganzen Menge, was das Essen betrifft, bin ich ziemlich pingelig. Vor Austern zum Beispiel oder vor Hühnchenteilen, aus denen die Knochen herausstaken. Ich war sehr lange Vegetarierin, und habe nach elf Jahren erst langsam wieder angefangen, Huhn und Fisch zu essen. Ich habe einfach noch die Seele eines Vegetariers. Mit einem Hamburger habe ich keine Probleme, das Essen darf nur keine Ähnlichkeiten mit einem Körper haben. Ich hasse es, wenn ein Fisch mit Kopf an den Tisch gebracht wird.

SZ: Verfolgen Sie Kindheitserinnerungen an besonders unangenehme Essensgerüche?

Beckinsale: In meiner Kindheit hatten wir einen wunderschönen, riesigen English Pointer-Hund, dem meine Mutter niemals Dosenfutter gab. Stattdessen kaufte sie beim Metzger die schrecklichsten Dinge, Innereien, Herzen, Gehirne, Pansen. Diesen widerlichen Geruch des frisch gekochten Hundefutters habe ich beim Nachhausekommen gehasst. Meine Hunde bekommen nur Trockenfutter!

SZ: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie beim Underworld-Dreh mit so viel Blut zu tun haben?

Beckinsale: Kein Problem, ehrlich.

SZ: Und wenn Sie wie in einer Szene Ihre Hand in eine Bauchöffnung gleiten lassen und im Inneren ein Herz erfühlen müssen ...

Beckinsale: ... dann gibt es zwar auf dem Set sehr viel falsches Blut, aber ich vergesse nie, dass ich mit meiner Hand nur in einem leeren Gummikörper rumhantiere.

SZ: Sie sind Mutter. Haben Sie irgendwelcher Prinzipien, was die Ernährung Ihrer Tochter betrifft?

Beckinsale: Zumindest halte ich es nicht für gut, Kinder mit Essen zu trösten. Wenn man traurig oder verzweifelt ist, sollte das nicht mit Eis kompensiert werden. Essen und Gefühle sollte man nicht zu sehr vermischen.

SZ: Als Schauspielerin mit abgeschlossenem Sprachstudium und Wurzeln im Shakespeare-Theater könnte man Sie in Hollywood für etwas unterfordert halten ...

Beckinsale: Ja, manchmal schon, das ist ein Risiko für jeden akademisch gebildeten Schauspieler. Aber mich hält ja niemand davon ab, zwischen diesen Filmen anspruchsvolle Literatur zu lesen. Aus diesem Grund bin ich auch ganz bewusst zum Studieren nach Oxford gegangen, als ich bereits mit dem Spielen angefangen hatte. Ich wollte nicht nur Filmleute um mich haben, sondern auch Menschen, die sich leidenschaftlich für andere Dinge wie Technik, Medizin oder Sprachen interessieren.

© SZaW vom 04.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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