Trend: Der Mythos Porter-Tasche:Das Phantom

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Alle wollen sie haben. Und irgendwo in Japan und im weltweiten Netz soll es sie auch geben. Dennoch bleibt die Porter-Tasche unauffindbar.

Max Scharnigg

Shoppingtrips nach London oder New York dürften bald musealen Wert haben. Schließlich verläuft die beste Fußgängerzone der Welt heute zwischen www. und .com. Stücke von Saks, Urban Outfitters und Co. stehen gegen ein paar Kredikartenziffern zum Versand bereit, und irgendwo auf der Welt ist auch immer Schlussverkauf. Ein Traum. Noch dazu einer, in dem man keine Tüten schleppen muss.

Alles nur Einbildung? So soll eine Porte-Tasche aussehen. (Foto: Foto: oh)

Je mehr wir uns aber an diese Zustände gewöhnen, desto schlechter können wir mit Produktgier umgehen, die sich nicht mit ein paar Klicks lösen lässt. So wie bei Porter.

Die Taschen der japanischen Firma werden seit Jahren in Modeblogs und unter der Hand weiterempfohlen. Sagenhafte Teile sollen das sein, minimalistisch und postcool im Design, elefantös in der Verarbeitung. Man muss sie haben.

Einziger Schönheitsfehler: Kaum einer in westlichen Breiten hat die Taschen bisher gesehen. Kein Nobelkaufhaus führt sie, der Produzent Yoshida hütet sich, mit seinen Filialen asiatischen Boden zu verlassen. Japanreisende, die man beauftragt, nach Taschen mit dem Allerweltsnamen "Porter" zu spähen, bringen alles Mögliche mit, aber keines der Stücke mit dem kleinen Label. Das freilich wird immer unwiderstehlicher, je hartnäckiger es sich gegen Inbesitznahme wehrt.

Die Enttäuschung im Netz

Und das Internet, treuer Erfüllungsgehilfe in allen Konsumwünschen? Versagt. Spuckt zwar Bilder von Porter-Bags aus, aber drumherum nur japanische Schriftzeichen, nicht mal das Visa-Logo ist zu entziffern. Sprachkundige versichern zudem, das Kleingedruckte würde den Versand nach Europa für unmöglich erklären. Ein Exportdesaster!

Immerhin hilft das Internet den enttäuschten Porter-Fans mit eigenen Foren, in denen in gemeinsamer Detektivarbeit Sammelbestellungen ausformuliert werden. Gelegentlich verirren sich auch Porter-Besitzer in die Foren. Da schreiben sie dann, dass die Taschen nicht schlecht wären, aber überschätzt.

Will man so was lesen? Hätte eine altmodische Fußgängerzone solche Dämpfer bereitet? Niemals.

© SZ vom 02.05.2009/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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