Tiere in der Erde:Das große Krabbeln

Lesezeit: 2 min

Von oben sieht die Erde unter unseren Füßen ziemlich langweilig aus. Doch nur einen Spatenstich tiefer leben auf engstem Raum viel mehr Tiere als Menschen auf der ganzen Welt.

Von Birk Grüling

Lockern die Erde: Regenwürmer

Regenwürmer führen ein einfaches Leben. Den ganzen Tag graben sie meterlange Gänge in die Erde. Nur nachts oder bei Regen kommen sie an die Oberfläche, um alte Blätter oder Reste von toten Tieren zu futtern. Ihr Essen nehmen sie mit in die Tiefe des Bodens. Dort können sie ganz ungestört fressen und verdauen. Mit ihrem Kot versorgen sie den Boden mit wichtigen Nährstoffen. Außerdem lockert ihre Wühlerei das Erdreich auf, weshalb das Regenwasser besser versickern kann. So bekommen die Wurzeln der Pflanzen dank der Regenwürmer ausreichend Wasser und Nährstoffe.

Bunkern Nährstoffe: Pilze

Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere. Sie bestehen vor allem aus sehr kleinen Zellen, die sich in schmalen, langen Fasern aneinanderreihen. Der sichtbare Teil aus Stiel und Kappe ist dabei nur der kleinste Teil des Pilzes. Genau wie bei Eisbergen liegt der größere Teil im Verborgenen. Im Boden haben Pilze ähnliche Aufgaben wie Bakterien: Sie zersetzen selbst harte Materialien wie Holz und sorgen so für neuen Humus, also nährstoffreichen Boden. Außerdem sind sie ein guter Speicher für Nährstoffe und manche von ihnen schützen sogar Pflanzen vor Schädlingen. Allerdings sind einige Pilze auch selbst schädlich und können die Wurzeln der Pflanzen angreifen. Diese Pilze kosten Bauern manchmal ihre ganze Ernte.

Häckseln und hüpfen: Springschwänze

Ihren Namen haben diese Tierchen von der Springgabel an ihrem Po. Sie ermöglicht es den winzigen Insekten, bei Gefahr schnell wegzuspringen. Das ist praktisch, denn Flügel haben sie nicht. Springschwänze leben in den oberen Erdschichten oder auf Pflanzen. Es gibt sie in ganz verschiedenen Formen, manche sind rundlich, andere lang und dünn. Die Tiere, die an der Oberfläche leben, haben Augen und sind farbig. Ihre Verwandten, die tiefer in der Erde hausen, sind hingegen blind. Sie haben auch keine Springgabel, denn Hüpfen klappt in der Erde einfach nicht so gut. Für den Boden sind aber beide Arten wichtig: Springschwänze zernagen nämlich Pflanzen und helfen damit bei ihrer Zersetzung.

Fressen fleißig: Bakterien

Die kleinsten Bewohner des Erdreichs sind Bakterien. Sie bestehen aus einer einzigen Zelle und sind so winzig, dass man sie nur unter einem Mikroskop sehen kann. Doch was ihnen an Größe fehlt, gleichen sie mit ihrer Anzahl wieder aus: Auf einem Löffel Erde findet man viele Millionen verschiedene Bakterien. In der Erde zersetzen sie fleißig die kleinsten Reste von toten Pflanzen und Tieren und liefern dem lebendigen Grünzeug so ganz unterschiedliche Nährstoffe zum Wachsen. Bei dieser Arbeit entsteht übrigens auch der typisch modrige Geruch von Erde, der nach Regen besonders stark ist.

Recyceln Abfall: Asseln

Asseln sind eigentlich Krebse und haben wie ihre Verwandten im Meer Kiemen. Unter Wasser leben könnten sie zwar nicht, aber in feuchten Böden fühlen sie sich pudelwohl - zum Beispiel unter Blumentöpfen, Steinen oder in den oberen Erdschichten. Auch ihre Verdauung ist wichtig für die Natur: Asseln fressen Abfall wie Pflanzenreste oder die Hinterlassenschaften von Pflanzenfressern und scheiden sie als Humus wieder aus. So gelangen die Nährstoffe, die Pflanzen und Tiere zuvor aufgenommen haben, wieder zurück in die Erde.

Liefern Dünger: Fadenwürmer

Flinke Asseln und rosa Regenwürmer kann man mit dem bloßen Auge sehen. Fadenwürmer hingegen sind so winzig, dass sich auf einem Löffel Erde Hunderte Tiere tummeln. In der Erde leben viele unterschiedliche Arten dieser Würmer. Unter dem Mikroskop sehen die meisten von ihnen aus wie sehr lange und sehr dünne Spaghetti. Das ist erstaunlich, denn Fadenwürmer haben einen ordentlichen Appetit. Sie fressen fast alles: Algen, Pflanzenteile, winzige Pilze, Einzeller oder sogar Artgenossen. Nach jeder Mahlzeit scheiden sie Stickstoff aus, der Pflanzen als Dünger dient und sie besser wachsen lässt.

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: