Thema der Woche:Zoffstoff

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Fehlt da nicht was? Manche Teile für Handys könnten bald knapper werden. Illustration: Julian Litschko (Foto: N/A)

Weil Japan und Südkorea zanken, könnten Smartphones bald auf der ganzen Welt teurer werden. Dabei geht es bei dem Streit gar nicht um Handys, sondern um die Vergangenheit.

Von Nina Himmer

Ein Handy mit einem Loch im Bauch? Das wird so bald wohl kaum in den Läden stehen. Bei der Produktion fehlen allerdings gerade tatsächlich Teile. Das liegt an einem Handelsstreit zwischen Japan und Korea. Beide Länder sind sauwichtig in Sachen Smartphones: Japan verkauft unverzichtbare Stoffe für die Herstellung elektronischer Produkte, etwa Fluorwasserstoff oder spezielle Kunststoffe. Korea wiederum stellt damit Speicherchips und Bildschirme her, die auf der ganzen Welt in Handys verbaut werden.

Nun herrscht ausgerechnet zwischen diesen Ländern Stunk: Japan hat Korea von der Liste seiner Lieblingshandelspartner gestrichen, was Koreas Wirtschaft hart trifft. Die Koreaner kaufen im Gegenzug kaum noch japanische Produkte: Bier, Fisch, Kleidung - alles wird boykottiert. Außerdem demonstrieren die Koreaner gegen ihr Nachbarland und reisen seltener dorthin. Sogar einige Flüge wurden gestrichen.

Eigentlich geht es bei dem Konflikt gar nicht um Handys, sondern um einen sehr alten Streit. Vor mehr als 70 Jahren war Korea von Japan besetzt. In dieser Zeit hat Japan Korea ausgebeutet, und koreanische Arbeiterinnen und Arbeiter mussten für japanische Firmen schuften, ohne bezahlt zu werden. Vor Kurzem hat ein Gericht in Korea entschieden, dass diese Menschen Geld als Entschädigung bekommen sollen. Doch Japan will nicht zahlen. Die Politiker dort wollen davon nichts mehr hören. Für sie ist die Vergangenheit abgehakt, weil sie schon einmal Geld bezahlt haben.

Nun sind beide Seiten beleidigt und versuchen, sich eins auszuwischen. Für Staaten sind wirtschaftliche Strafen so wie Stuhlwegziehen oder Schnürsenkelverknoten für Kinder. Mit dem Unterschied, dass am Ende alle verlieren: Die zerstrittenen Staaten werden noch wütender, die Opfer gehen leer aus, und Menschen auf der ganzen Welt könnten bald mehr für Smartphones zahlen müssen.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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