Thema der Woche:Rad ab!

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Wer oben parkt, darf nachher runtersausen. Der Sattel: warm und trocken. (Foto: dpa)

Im niederländischen Utrecht steht das größte Parkhaus der Welt - für Fahrräder. Auf drei Etagen, mit über 10000 Parkplätzen, eigener Werkstatt und keinem einzigen Auto. Warum das ziemlich zukunftsfähig ist und Utrecht sogar noch erweitern will.

Von Christina Waechter

Im Paradies gibt es jetzt Parkplätze: 12 500 Stück, verteilt auf drei Etagen, sauber durchnummeriert, kostenlos. An der Einfahrt zeigt ein Bildschirm an, wo noch Plätze frei sind, rein und raus kommt man mit einer Chipkarte. Rot markierte Wege lotsen die Parkplatzsucher durch das Gebäude. Also ein ganz normales Parkhaus? Nein, denn hier gibt es kein einziges Auto. Alle Plätze sind für Fahrräder reserviert.

Das größte Fahrrad-Parkhaus der Welt steht seit Kurzem in Utrecht. Das ist eine Stadt in den Niederlanden, die vor allem ein Ziel hat: ein Paradies für Fahrradfahrer zu werden. Weil es Spaß macht und gesund für Menschen und Umwelt ist. Es gibt ein 245 Kilometer langes Radwegnetz, von der Stadt bezahlte Fahrradlehrer und Infosäulen, die lange vor einer Ampel anzeigen, ob man sich beeilen muss, um noch bei Grün drüberzukommen. Dann leuchtet ein rennendes Häschen. Mehr als die Hälfte der Verkehrsteilnehmer lassen das Auto bereits stehen.

Das macht das Parken natürlich etwas komplizierter. Damit die vielen Räder nicht überall im Weg rumstehen und sich ineinander verkeilen, wurde das Parkhaus gebaut. Seine Größe toppt sogar den bisherigen Spitzenreiter in der japanischen Millionenmetropole Tokio. Dabei ist das Parkhaus noch nicht einmal fertig: In den nächsten Jahren soll es auf 30 000 Plätze erweitert werden.

Die Garage hat rund um die Uhr geöffnet, wird von einem Sicherheitsdienst bewacht und hält 1000 Leihräder für Touristen bereit. In der Mitte ist eine Werkstatt untergebracht. Dort kann man platte Reifen aufpumpen, den Sattel höher stellen, die Lichter oder einen Mantel austauschen.

Im Gegensatz zu deutschen Städten werden Autos in Utrecht nur noch geduldet, mehr nicht. Mittlerweile gibt es in den Niederlanden sogar mehr Fahrräder als Menschen. Im Paradies läuft also vieles umgekehrt - und genau deshalb so gut

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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