Thema der Woche:Rabatz!

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Was haben der EU-Gipfel der Regierungschefinnen und Regierungschefs diese Woche und ein Flohmarkt gemeinsam? Über die unwiderstehliche Kraft des Rabatts und warum er manchmal wie eine Tüte Gummibärchen wirkt.

Von Felicitas Wilke

Egal ob im Spielzeugladen oder auf dem Flohmarkt - um ein bisschen Wumms ins Kaufen und Verkaufen zu bekommen, genügt meist ein einfacher Trick mit drei Worten: Billigerbilligerbilliger. Rabatt ist magisch. Wie ein Kundenmagnet: Huschhusch, ab ins Körbchen. Denn Schnäppchen finden alle gut.

Politikern geht es da nicht anders. In dieser Woche haben die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Staaten in der Europäischen Union tage- und nächtelang gestritten, wer wie viel Geld in die Gemeinschaftskasse einzahlt. Eigentlich gibt es dafür feste Regeln. Aber ein paar Staaten wollten da nicht mehr mitmachen. Beinahe wären sie ohne Ergebnis auseinandergegangen, bis die Rabattkarte ausgespielt wurde ... Huschhusch, ab ins Körbchen!

Das Wort leitet sich aus dem Italienischen ab. Battere heißt schlagen, früher wurde auch rabattere verwendet. Das bedeutet niederschlagen oder etwas abschlagen. Dem Preis wird also ein Teil abgeschlagen. Aber woher kommt jetzt diese magisch-magnetische Wirkung? Rabatte aktivieren im Gehirn eine Struktur, die Wissenschaftler als Belohnungssystem bezeichnen. Das ist wie Gummibärchenessen. Die Menschen sind über das Schnäppchen so glücklich, dass sie fast alles um sich herum vergessen, vielleicht sogar, dass sie die Geschmacksrichtung des Rabatt-Puddings gar nicht so gern mögen.

Rabatte sind deshalb schön und trügerisch zugleich. Wirklich sparen kann man nur, indem man weniger kauft. Nicht indem man mehr gerade Billigeres kauft. Und irgendwann kippt auch das Belohnungssystem: Freue ich mich wirklich darüber, heute weniger zu zahlen, oder ärgere ich mich schon darüber, gestern mehr gezahlt zu haben? Und wie viel will ich mich mit Schnäppchen und dem ganzen Rabattrabatz überhaupt beschäftigen? Niederschlagend. Dann lieber gleich Gummibärchen.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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