Thema der Woche:Knisterwunder

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Stockbrot, Punsch, Marshmallows: Was über dem Lagerfeuer gebrutzelt wurde, schmeckt nach Abenteuer. (Foto: Illustration: Marika Marimi)

Lagerfeuer gehört zum Sommer wie Schokolade in den Bauch. Eine Liebeserklärung an geröstete Marshmallows, abendliche Gemütlichkeit, holzig-herben Rauchduft und eine ganz besondere Affenbande aus Japan.

Von Marc Baumann

Was machen zwanzig Affen am Lagerfeuer? Klingt wie der Anfang eines Witzes, ist aber keiner. Die echt ernst gemeinte Antwort lautet: Sie essen geröstete Süßkartoffeln. Hä? Also: In der japanischen Stadt Inuyama gibt es einen Park für Affen. Dort wird seit 1959 immer zur Wintersonnenwende im Dezember ein großes Lagerfeuer für die Tiere entzündet. Ursprünglich wollten die Parkbetreiber nach einem Sturm nur abgebrochene Äste verfeuern, dann pirschten sich die neugierigen Affen an und machten es sich am Feuer gemütlich - daraus wurde die nun schon 53 Jahre alte Affen-Lagerfeuer-Tradition.

Unsere Vorfahren sollen schon vor einer Million Jahren Lagerfeuer gemacht haben. Als der Mensch schließlich die Kontrolle über das Feuer gewann - per Feuerstein, Holzspänen und geschicktem Pusten - wurde er zur beherrschenden Spezies des Planeten: In Feuerstellen begannen wir Werkzeuge und Waffen zu schmieden und unser Essen bekömmlich zu garen.

Die Faszination der Menschen fürs Lagerfeuer hält bis heute an. Kein Wunder, so ein Feuer kann irre viel auf einmal: Hände wärmen, Socken trocknen, Steaks und Maiskolben grillen, Wasser kochen, Licht machen, wilde Tiere von Braunbär bis Mücke verjagen und notfalls Rauchsignale geben. Manchmal ist ein Abend am Lagerfeuer sogar tiefromantisch oder einfach nur total gemütlich.

Vom Anzünden bis zum Ausglimmen ist so eine Feuerstelle eine knisternde und knacksende Sehenswürdigkeit, von der man kaum die Augen lassen kann. Dazu die Freude, wenn das Holz richtig Feuer fängt, es Würstchen oder Stockbrot gibt (Trick: Milch statt Wasser, Backpulver statt Hefe) und danach Marshmallows. Das riecht so schön nach Rauch und Gebrutzel, dass die Nase kitzelt. Die Schweizer Post hat übrigens eine Briefmarke entwickelt, die nach Lagerfeuer riecht, wenn man daran rubbelt. Bloß: Wie kann man gemütlich um eine Briefmarke herum sitzen?

© SZ vom 28.05.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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