Thema der Woche:Jeden Tag ausschlafen

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In Schweden wird gerade ein besonderer Job vergeben. Wer ihn bekommt, wird fürs Nichtstun bezahlt. Lebenslang, jeden Monat und sogar mit Urlaubsanspruch und Rentenansprüchen. Warum?

Von Nina Himmer

Jeden Monat 2046 Euro, dazu ein Arbeitsvertrag auf Lebenszeit, Urlaubstage und Rentenansprüche. Was man dafür tun muss? Nichts. Was man dafür können muss? Nichts. Das klingt ein bisschen nach Aprilscherz, ist aber ein echter Arbeitsplatz. Einer, bei dem man Geld fürs Nichtstun bekommt. Oder fürs Irgendwastun. Das darf man selbst entscheiden, das Gehalt bekommt man in jedem Fall auf sein Konto.

Die ungewöhnliche Stelle ist gerade in Schweden ausgeschrieben, dahinter stecken die Stadt Göteborg und zwei Künstler. Sie wollen herausfinden, was passiert, wenn man Menschen Geld gibt, ohne etwas dafür zu wollen. Zocken sie den ganzen Tag Videospiele? Schlafen sie aus? Lernen sie eine neue Sprache? Helfen sie im Tierheim oder besuchen sie einsame Omas und Opas im Altenheim? Kurzum: Werden Menschen faul, wenn sie tun können, was sie wollen? Oder verwirklichen sie sich selbst, sind glücklicher und tun mehr für andere?

Das sind ziemlich große Fragen, mit denen sich Menschen schon lange befassen. Vor allem, seit uns Computer und Maschinen zwar viel Arbeit abnehmen, wir aber nicht unbedingt weniger arbeiten. Jeden Morgen hetzen viele Erwachsene gestresst ins Büro. Wohnung, Auto, Klamotten, Handy, Lebensmittel, Kinokarten - all das kostet schließlich Geld, das verdient werden muss.

Aber muss es das wirklich? Mittlerweile glauben viele, dass es auch anders gehen könnte: mit mehr Freizeit und weniger Arbeit, aber genug Geld. Sie machen sich für ein "bedingungsloses Grundeinkommen" stark. Damit soll jeder vom Staat genug Geld zum Leben bekommen und selbst entscheiden, wie viel er oder sie noch arbeiten will. Einige Länder testen das bereits, der Job aus Schweden ist also gar nicht mal so eine verrückte Idee. In Göteborg jedenfalls sind schon mehr als 50 Bewerbungen aus aller Welt eingetrudelt. Und das, obwohl die Stelle erst 2025 besetzt wird.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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